Das Lavaux zählt zu den schönsten Weinbaugebieten der Welt.

Das Lavaux zählt zu den schönsten Weinbaugebieten der Welt.
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Seeweine: Die besten aus der Schweiz

Vom Zürichsee über den Genfersee bis hin zum Luganersee: Rund um die weitläufigen Seen der Schweiz finden sich eine Vielzahl renommierte Winzer, die herausragende Weine hervorbringen.

Zürichsee: Quirlig und urban 

Am Zürichsee haben die Reben einen natürlichen Feind: die Überbauung. Dank der Leidenschaft der Winzer haben sich jedoch die besten Weinberge erhalten.

Blick aus den Seehalden des Orts Meilen über Räuschlingreben und Zürichsee.
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Blick aus den Seehalden des Orts Meilen über Räuschlingreben und Zürichsee.

Der Zürichsee zieht sich über 42 Kilometer von der Stadt Zürich bis nach ­Rapperswil im Süden. Der Weinbau entlang des Sees hat eine lange Geschichte. Die Römer brachten ihn wie vielerorts in die Region, und vor 150 Jahren gab es sage und schreibe 2.000 Hektar Reben rund um den Zürichsee. Heute sind es nur noch 138 Hektar, auf denen rund 30 Produzenten Weinbau betreiben. Der Großteil der Flächen am Zürichsee ist mit Müller-Thurgau und Pinot Noir bestockt, Star der Region ist aber eine ganz andere Sorte, und die heißt Räuschling. Gemeinsam mit dem heute nahezu verschwundenen Elbling war der Räuschling noch im Jahr 1930 die wichtigste Rebsorte am See. Heute feiert er ein Revival, was unter anderem dem Weingut ­Schwarzenbach in Meilen zu verdanken ist – einem von ein paar wenigen Weingütern am Zürichsee, die an der ertragsunsicheren Rebsorte immer festhielten. Der zartfruchtige Räuschling Seehalden vom Weingut Schwarzenbach gilt bis heute als Referenz, was Weine aus der Sorte angeht. Die Nachfrage ist groß, ­weshalb man sich in der Regel sputen muss, um noch ein paar Flaschen zu ergattern. 

Alain Schwarzenbach führt das Familienerbe Räuschling weiter, aber hat auch Ambitionen mit Chardonnay und roten Sorten.
Foto beigestellt
Alain Schwarzenbach führt das Familienerbe Räuschling weiter, aber hat auch Ambitionen mit Chardonnay und roten Sorten.

Falstaff-Weintipps 

Erich Meier
Der Winzer beschert der Weinregion Zürichsee seit vielen Jahren mit seinen eigenständigen, charakterstarken Weinen Aufmerksamkeit.
erichmeier.ch

Schwarzenbach Weinbau
Die Familie Schwarzenbach wirkt mittlerweile in der fünften Generation in Meilen am Zürichsee. Ihr Räuschling Seehalden ist Schweizer Kulturgut.
schwarzenbach-weinbau.ch

Lüthi Weinbau
Rico Lüthi kann getrost als «Pinot-Versteher» vom Zürichsee bezeichnet werden. Seine Weine bestechen durch Eleganz und Finesse.
luethiweinbau.ch

Drei-Seen-Land: Burgund ist nicht weit

Das Gebiet der drei Seen liegt exakt auf der deutsch-französischen Sprachgrenze: Entsprechend vielfältig sind die kulturellen Einflüsse – auch beim Wein.

Das Château d’Auvernier wurde im Jahr 1559 erbaut, im Jahr 1603 erwarb es Pierre Chambrier, ein Vorfahre des heutigen Eigentümers Thierry Grosjean.
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Das Château d’Auvernier wurde im Jahr 1559 erbaut, im Jahr 1603 erwarb es Pierre Chambrier, ein Vorfahre des heutigen Eigentümers Thierry Grosjean.

Wer die kleinste offizielle Weinregion der Schweiz önologisch erkunden möchte, muss dabei nicht nur Kantons-, sondern auch Sprachgrenzen überwinden. Das Drei-Seen-Land befindet sich am südlichen Fuß der Jurakette, an den Ufern des Neuenburger-, ­Bieler- und Murtensees. Es umfasst Teile der vier Kantone Bern, Freiburg, Neuenburg und Waadt auf beiden Seiten der Sprachgrenze zwischen deutschsprachigem und ­französischsprachigem Teil der Schweiz. Auf der Hälfte der rund 950 Hektar Rebfläche des Drei-Seen-Lands gedeiht die rote Burgundersorte Pinot Noir, die insbesondere an den Ufern des Neuenburgersees und auf den dortigen Kalkböden bestechende Qualitäten hervorbringt. Unter anderem in Form des Œil de Perdrix, der beschwingten, traditionellen Rosé-Spezialität der Region. Rot gekeltert können die Pinot-Noir-Weine vom Neuenburgersee sogar eine geradezu burgundische Finesse erlangen. Für beide Varianten ist das Weingut ­Château d’Auvernier seit langer Zeit eine der ­Referenzen des Drei-Seen-Lands.

Falstaff-Weintipps 

Cave de Chambleau
Louis-Philippe Burgats Leidenschaft für die Rebsorte Pinot Noir äußert sich unter anderem im Pur Sang, einem der besten Pinots der Schweiz.
chambleau.ch

Château d’Auvernier
Das Vorzeigeweingut Château d’Auvernier liegt direkt am Neuenburgersee und ist bekannt für filigrane Chasselas sowie elegante Pinots Noirs.
chateau-auvernier.ch

Cru de l’Hopital
Die Weine von Cru de l’Hopital zeichnen sich durch besondere Finesse und Leichtigkeit aus. Der Traminer des Hauses ist eine Klasse für sich.
cru-hopital.ch

Genfersee: Traumhaft schön und doch ganz real

Es soll Menschen geben, die einzig darum in Lausanne den Zug besteigen, um auf der Fahrt nach Vevey das atemberaubende Panorama genießen zu können: Reben und See vor Alpengipfeln. Aber auch die Weine selbst haben Anerkennung verdient.

Die im elften Jahrhundert von Zisterziensern 
angelegten Terrassenweinberge des Gebiets Lavaux sind UNESCO-Weltkulturerbe.
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Die im elften Jahrhundert von Zisterziensern angelegten Terrassenweinberge des Gebiets Lavaux sind UNESCO-Weltkulturerbe.

Wer einmal in den steilen, eindrücklichen Rebhängen des Waadtländer Lavaux stand und auf den Genfersee blickte, weiß, weshalb die Schweizer Weinbauregion zu den schönsten der Welt zählt. Spektakulärer als hier können Reben kaum gedeihen, weshalb es nicht verwundert, dass die Gegend zwischen den Westschweizer Städten Lausanne und Montreux seit 2007 zum UNESCO-Welterbe gehört. Im rund 809 Hektar großen Lavaux schlägt das weinkulturelle Herz des Waadtlands – des zweitgrößten Weinbaukantons des Landes. Unzählige ­Trockensteinmauern ziehen sich hier entlang des Genfersees und stützen einige der berühmtesten Reblagen der Schweiz. Allen voran Calamin und Dézaley, die einzigen Appellationen der AOC Lavaux, die den Grand-Cru-Status innehaben.

Dank des günstigen ­Seeklimas und der starken ­Sonneneinstrahlung besitzt der weiße Chasselas – die Hauptrebsorte der Region – im ­Lavaux eine höhere phänologische Reife als anderswo im ­Waadtland. Die Weine, die hier aus der Sorte entstehen, sind kraftvoller und opulenter, aber auch deutlich langlebiger – besonders in der 65 Hektar großen Reblage Dézaley, die wegen ihres Renommees immer wieder mit Lagen im Burgund verglichen wird. Die Anbaubedingungen im Lavaux sind perfekt für die Terroir-Rebsorte Chasselas, die in jungen Jahren eher zurückhaltend daherkommt und sich Weinliebhabern erst nach einigen Jahren Flaschenreife gänzlich offenbart. Dann zeigt sie ihren wahren Charakter, komplex und mineralisch, und stellt die Qualitäten des einzigartigen Terroirs des Lavaux unter Beweis. So wie bei den Weinen von Louis Philippe Bovard aus Cully etwa, dessen Dézaley Médinette Kultstatus besitzt. 

Falstaff-Weintipps 

Domaine Louis Bovard
Der innovative Grandseigneur des Lavaux Louis Bovard hat der Rebsorte Chasselas mit Weinen wie dem Dézaley Médinette zu Ruhm verholfen.
domainebovard.com

La Maison Massy
Wer sich der Rebsorte Chasselas nähern will, sollte keinesfalls den legendären Dézaley Grand Cru der Familie Massy namens
Chemin du Fer verpassen.
massy-vins.ch

Domaine Blaise Duboux
Der dynamische Winzer Blaise Duboux aus Epesses kultiviert unter anderem die beinahe ausgestorbene Gamay-Variante Plant Robert.
blaiseduboux.ch

 Luganersee: Eine Auszeit vom gewöhnlichen

Nicht von ungefähr heißt Luganos schönster Ortsteil Paradiso – und auch der Weinbau findet am See beste Bedingungen. 

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Das milde, vom Mittelmeer geprägte Klima macht den Luganersee seit jeher zu einem der beliebtesten Urlaubsziele der Schweiz. Der stark verästelte See befindet sich größtenteils im südlichsten Zipfel des Tessins, streckt seine Arme aber auch bis nach Italien hinüber. Umgeben wird er von zahlreichen Bergen, dem ­Monte ­Generoso etwa, der mit rund 1.700 ­Metern die höchste Erhebung der Gegend darstellt. In Seenähe befinden sich diverse Tessiner Spitzenbetriebe, zu denen auch die Tenuta Castello di ­Morcote zählt. Das Weingut befindet sich auf einer Land­zunge, die gänzlich vom ­Luganersee umgeben ist, und umfasst sieben Hektar Reben, die biodynamisch bewirtschaftet werden. Hauptrebsorte ist wie im gesamten Tessin der Merlot, der hier auf rosafarbenem Porphyr und ­Quarzit ­vulkanischen Ursprungs gedeiht. 

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Falstaff-Weintipps 

Kopp von der Crone
Die Merlots von Anna Barbara von der Crone und Paolo Visini begeistern Jahr für Jahr. Flaggschiff ist der Balin. cantinabarbengo.ch

Tenuta San Giorgio
Auf seiner Tenuta San Giorgio keltert der kreative Winzer Mike Rudolph bestechende, elegante Merlot-Gewächse.
tenutasangiorgio.ch

Tenuta Castello di Morcote
Die terrassierten Rebberge des Castello di Morcote sind Teil eines 150 Hektar großen Landguts. Auf Böden vulkanischen Ursprungs gedeihen hier hervorragende Merlots.
castellodimorcote.ch


 

Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2023

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Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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