Der Siegerwein kommt aus Schweigen – der dortige »Sonnenberg« liegt teils auf französischem Staatsgebiet.

Der Siegerwein kommt aus Schweigen – der dortige »Sonnenberg« liegt teils auf französischem Staatsgebiet.
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Die Sieger der Spätburgunder Trophy 2020

2017 war kein einfacher Jahrgang, doch die Weine sind ausgezeichnet! Die Sieger-Rotweine kommen vom Weingut Jülg, der Georg Müller Stiftung und Karl Haidle.

Am Ende der Proben zur diesjährigen Spätburgunder Trophy herrschte bei den Verkostern vor allem eines: Staunen über die hohe Qualität der Weine. Denn es war keinesfalls zu erwarten gewesen, dass der Jahrgang 2017 Spätburgunder hervorgebracht haben könnte, die nicht weit vom Niveau der herausragenden Vorjahre 2016 und 2015 entfernt sind. Stilistisch sind die 2017er anders: etwas weniger weit und reich, etwas sehniger und vertikaler in ihrer Struktur. Aber sie weisen eine ebenso große Dichte auf – und dürften auf mittlere bis lange Sicht komplexe, würzige Vertreter von Sorte und Herkünften werden. Gerade kulinarisch werden sie ausgezeichnet einsetzbar sein, etwa zu Klassikern wie Wildgerichten oder zum Geflügel. Vielleicht prädestiniert sie ihre elegante Anlage sogar noch mehr zur Speisenbegleitung als die beiden Jahrgangsvorgänger.

Dabei gibt es nur einen Wermutstropfen: Die meisten 2017er-Spätburgunder sind echte Raritäten. Denn fast überall im Land dezimierten Ende April 2017 Spätfröste von vornherein die Erntemenge. So gab es auch vom Siegerwein nur wenige Barriques, in Schweigen, ganz im Süden der Pfalz an der Grenze zum Elsass, hatte es im Sommer 2017 auch noch gehagelt, sodass die Erntemenge des »K.B.« gleich doppelt litt. Der Siegerwein hat zudem – einmal ganz abgesehen von seiner herausragenden Qualität – noch eine Besonderheit: Da ein Teil der Weinberge auf französischem Staatsgebiet liegt, darf die Bezeichnung des Herkunftsgewinners »Kammerberg« nicht auf dem Etikett erscheinen. Daher das Kürzel »K.B.« – auch Friedrich Becker greift für seinen Wein aus diesem Teil des Schweigener Sonnenbergs darauf zurück. Für Weinkenner wird die Buchstabenkombination mehr und mehr zur Verheißung höchster Burgundergenüsse: Vom Kalkboden geprägt, verfügen die Weine über eine seltene tiefgründige Stoffigkeit.

Auf den Plätzen zwei und drei kommen mit der »Hommage à George« aus der Georg Müller Stiftung Hattenheim und der Schnaiter Burghalde von Moritz Haidle zwei weitere Individualisten zum Zug: Während der Rheingauer Wein durch seine außergewöhnliche Dichte und Balance bezaubert, ist der Wein aus Württemberg eine Stilübung in Frische und Saftigkeit. Und auch die Folgeplätze liefern Burgunder auf höchstem Niveau.

Platz 1 – 2017 Schweigen Sonnenberg »K.B.«

Weingut Jülg, Tiefgründige Stoffigkeit
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Weingut Jülg, Tiefgründige Stoffigkeit

Platz 2 – 2017 Hommage à George

Georg Müller Stiftung, Präzision und Balance
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Georg Müller Stiftung, Präzision und Balance

Platz 3 – Schnaiter Burghalde GG

Karl Haidle, Pralle Frischfruchtigkeit
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Karl Haidle, Pralle Frischfruchtigkeit

Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2020

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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