© Shutterstock

Himmlischer Genuss: Die besten Champagner in zehn Kategorien

Einzigartiges, Traditionelles und Originelles, aber zweifelsohne sind immer wunderbare Genussmomente garantiert.

Sanft windet sich die Route dé­partementale 26 halbmondförmig entlang der Montagne de Reims zwischen Mailly-Cham­pagne an den nördlichen Hängen und Ambonnay auf der Südseite. Wie Perlen in einer Kette reihen sich hier auch andere bekannte Weindörfer wie Verzenay und Verzy mit berühmten Grand-Cru-Lagen aneinander. Weltweit bekannte Winzer sind hier zu Hause. Einer davon ist Eric Rodez aus Ambonnay. Er hat ursprünglich sein Handwerk bei Krug gelernt und bewirtschaftet heute in achter Generation zusammen mit seinem Sohn Mikhael seine eigenen acht Hektar in biodynamischem Anbau. »Unsere Champagner stehen auf drei Säulen. Dies sind die Autorenweine, die aus verschieden Jahrgängen und Reb­sorten vermählt werden, dann Terroirweine, eine Assemblage aus verschiedenen Weinbergen, und schließlich Parzellenweine, die jeweils nur aus einer Einzellage vinifiziert werden«, erklärt Eric Rodez mit Stolz. Sein »Empreinte Noire 2010« aus 100 Prozent Pinot Noir mit seinen nussigen, rauchigen Aromen zählte in der diesjährigen Verkostung zu den Top-Winzerchampagnern. »Für ihn nutzen wir die Trauben aus unseren besten vier Parzellen und bauen den Grundwein vollständig im Holz aus«, erklärt Sohn Mikhael. Die Verwendung von Holz sorgt für zusätzliche Komplexität und ist vor allem bei vielen Winzerchampagnern nach wie vor das »Salz in der Suppe«.

Lucie Pereyre de Nonancourt ist stolz, als Botschafterin für das Haus Laurent-Perrier den erstmalig 1959 kreierten Champagner unter dem Namen »Itération« vorzustellen.
© Leif Carlsson
Lucie Pereyre de Nonancourt ist stolz, als Botschafterin für das Haus Laurent-Perrier den erstmalig 1959 kreierten Champagner unter dem Namen »Itération« vorzustellen.

Neue Innovationen

Neben dem Holzeinsatz erfreut sich auch der Einsatz von Amphoren zunehmender Beliebtheit bei den Winzerchampagnern. »Wir gehören zu den ersten Winzern in der Champagne, die 2011 die georgische Tradition, den Amphorenausbau, ausprobiert haben«, erläutert Melanie Tarlant, die mit Ihrem Bruder Benoit das gleichnamige Weingut leitet. »In unserem ›Champagner Argilité 2015 Brut Nature‹, den wir zum vierten Mal in der Amphore komplett vinifizieren, zeigt sich für uns eine ›Materie‹, ein besonderer Geschmack, den wir schwer erklären können. Auch die Chardonnay- und Meunier-Trauben aus Einzellage ›Notre Dame‹ verleihen ihm einen zusätzlichen Kick.« Diesen Eindruck des hoch bewerteten Champagners bestätigte auch die Jury und bezeichnet ihn als »Charakterkopf«.

Am Tor zum Vallée de la Marne liegt das kleine Städtchen Ay. Auch die Lagen dieses Ortes haben Grand-Cru-Status. Gleich drei große Champagnerhäuser und bekannte unabhängige Winzer sind hier beheimatet. Mit exzellentem Winzerchampagner glänzt auch dieses Jahr wieder der Familienbetrieb Goutorbe. Champagne Bollinger, Deutz und Ayala liegen mit Topbewertungen eng beieinander. Der »PN AYC 18« von Bollinger gehört zu einer Village-Wein-Serie, in denen die Pinot Noirs aus verschiedenen Grand-Cru-Dörfern abgefüllt werden. In der vierten Ausgabe sind es die Pinots aus Ay, die sich kraftvoll und komplex präsentierten.

Dynamik in der Champagne

Die noch von dem sympathischen Kellermeister Michel Davesne von Champagne Deutz kreierten Prestige-Cuvées »Amour de Deutz 2013« und »William Deutz 2013« überzeugten mit großer Finesse. Ende 2022 hat Davesne den Staffelstab an die Önologin Caroline Latrive abgegeben. »Die Tradition, die Werte und natürlich der Champagner-Stil liegen mir am Herzen«, sagt sie selbstbewusst. »Ich freue mich auf die neue Herausforderung und werde die Philosophie des Hauses auch in Zukunft weitertragen.« Zuvor war sie als Chef-Önologin bei Ayala, einem gleichfalls in Ay ansässigen Haus, tätig. Der eingereichte und unter Ihrer Leitung entstandene »Ayala Blanc de Blancs 2016« sticht durch seine jugendliche Frische und sein mineralisches Finish hervor.

Auch bei Charles Heidsieck hat mit der Diplom-Önologin Elise Losfelt eine Frau das Ruder in der Cave übernommen. Sie steigt in die Fußstapfen von Kellermeister Cyril Brun, der seit 2015 das Zepter führte und zwei Mal zum »Sparkling Winemaker of the Year« gekürt wurde. In seiner Verantwortung entstanden die hoch bewerteten Cuvées wie beispielsweise der »Charles Heidsieck Blanc de Blancs Brut NV« aus Chardonnay der zehn besten Cru-Lagen.

Einschneidende Veränderungen gibt es auch im Haus AR Lenoble. Der ursprüngliche Familienbetrieb, der seit Jahren zu den besten kleineren Champagnergütern gehört, wurde zum Teil an die belgische Holding FG Bros der Familie Frère-Gal­lienne verkauft. Antoine Malasagne bleibt jedoch weiterhin operativ tätiger Teilhaber. Die von ihm und seiner Schwester Anne in den letzten Jahrzehnten geleistete Aufbauarbeit zeigt sich in diesem Jahr wieder in dem außergewöhnlichen Champagner »Les Aventures Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut«. Es ist eine Komposition aus den Jahrgängen 2008, 2009 und 2012 aus einer Einzellage in Chouilly an der Côte des Blancs. Seine Komplexität bereitet ein unvergessliches Trinkvergnügen.

Die vielen Topbewertungen vor allem bei den Prestige-Cuvées, mit dem bereits im letzten Jahr an der Spitze liegenden »Laurent-Perrier Grand Siècle Itération No. 23 NV« in der Magnum, dem gerade neu erschienenen »Grand Siècle Itération No. 26 NV« und auch dem »Grande Cuvée 171ème Édition NV« von Krug bezeugten die große Klasse und Kontinuität in der Entwicklung großartiger Produkte der traditionellen Champagnerhäuser.

© TONY CENICOLA/NYT/Redux/laif
  • Beim Verkauf der hochpreisigen Prestige-Cuvées kann Deutschland übrigens 2022 erstmals einen Anteil von drei Prozent für sich verbuchen.
  • Bei den Jahrgangschampagnern machte »Blanc de Blancs 2013 Brut« aus der Rare Collection von Barons de Rothschild auf sich aufmerksam.
  • Bei der Verkostung zeigte sich, dass lange Hefelager eine qualitätsentscheidende Rolle spielen. Charakterstärke und ein vielschichtiges Geschmacksprofil bieten dabei höchstes Geschmackserlebnis.
  • Roséchampagner liegen sowohl im Verkauf als auch in der Qualität weiterhin im Trend. Beeindrucken konnte der »Princes Rosé 2015« aus dem Hause Venoge, der durch seine außergewöhnliche birnenförmige Flaschenform zusätzlich auf sich aufmerksam macht.
  • Rosé-Champagner sind auf dem deutschen Markt nicht mehr wegzudenken und gehören im europäischen Vergleich zu den Topsellern mit einem Anteil von über 14 Prozent.
Die Maison Laurent-Perrier liegt im Herzen der drei wichtigsten Weinanbaugebiete der Marne: Montagne de Reims, Vallée de la Marne und Côte des Blancs.
© Leif Carlsson
Die Maison Laurent-Perrier liegt im Herzen der drei wichtigsten Weinanbaugebiete der Marne: Montagne de Reims, Vallée de la Marne und Côte des Blancs.

Champagner-Boom

Die Lust auf Champagner hat nach der zweijährigen Coronakrise auch 2022 angehalten. Erstmalig wurde ein Umsatz von sechs Mrd. Euro und ein Verkauf von 326 Mio. Flaschen erzielt. Aufgrund der Nachfrage und der Energiekrise zogen die Flaschenpreise bei vielen Häusern extrem an. Als Fehlentscheidung stellte sich die angeordnete künstliche Ertragsminimierung des Comité Champagne zur Preisstabilisierung im Jahr 2020 heraus. Hier hat man die späte Nachfrage 2020 und auch 2021 unterschätzt. Hinzu kam die wetterbedingte schlechte Ernte im Jahr 2021.

Durch die vorgeschriebenen Lagerzeiten von 15 Monaten für die »Non Vintage«-Champagner und 36 Monate für die Jahrgangschampagner werden die Auswirkungen von Lieferengpässen selbst in den nächsten zwei Jahren noch spürbar sein. Voraussetzung für eine Besserung ist, dass es keine großen Ernteeinbrüche in den nächsten Jahren gibt.

Gerade beim Trend der Winzerchampagner ist ein Verkaufsrückgang trotz Nachfrage zu bemerken. Denn die Lager der vielen kleineren Winzer sind ausverkauft und durch die wetterbedingte geringe Produktion fehlt es an Nachschub. Als Gegenmaßnahmen hat das Comité Champagne bereits im letzten Jahr die Erntemengen auf 12.000 Kilogramm Trauben erhöht und in diesem Jahr auf 11.400 Kilogramm pro Hektar festgelegt. »Darüber hinaus wurde die Obergrenze für die Reserve von 8000 auf 10.000 Kilogramm pro Hektar angehoben. Diese Bildung der Reserve dient dazu, Ernteausfälle in ertragsschwachen Jahren auszugleichen«, erklärt Maxime Toubart, Co-Präsident des Comité Champagne.

Das Champagnerhaus Laurent-Perrier blickt auf mehr als 210 Jahre Geschichte zurück. Der Weinkeller zeugt davon.
© Leif Carlsson
Das Champagnerhaus Laurent-Perrier blickt auf mehr als 210 Jahre Geschichte zurück. Der Weinkeller zeugt davon.

Weiterhin Trendsetter ist die durch die Dosage bestimmte Geschmacksrichtung »Brut Nature« (bis 3 g Zucker/l) und »Extra Brut« (bis 6 g Zucker/l). Diesen für die Gastronomie interessanten Markt haben neben den Winzerchampagnern auch die größeren Champagnerhäuser wie Pommery mit dem Prestige-Cuvée »Louise Brut -Nature« dauerhaft für sich entdeckt.

Die Nachhaltigkeit in der Champagne steht seit Jahren auf der Agenda. Biodiversität, der CO2-Fußabdruck und das Wassermanagement sind weiterhin wichtige Parameter der Zukunftssicherung. Mit dem eigenen Nachhaltigkeits-Label »Viticulture Durable en Champagne« sind 46 Prozent der Fläche von 34.200 Hektar zertifiziert. Auch die Produktion von zertifizierten Bio-Champagnern steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an und beträgt zurzeit rund zehn Prozent.

Die Verkostung hat die immense Vielfalt der produzierten Champagner auf beeindruckende Weise belegt und die große Bandbreite des Genusspotenzials verdeutlicht. Genießerinnen und Genießer können dabei Einzigartiges, Traditionelles und Originelles entdecken, und zweifelsohne sind wunderbare, himmlische Genussmomente garantiert.


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Erschienen in
Sparkling Special 2023

Zum Magazin

Gerhild Burkard
Redakteurin
Mehr zum Thema
Ein erfrischender Drink für den Sommer.
Champagner
Make you Holler
Die perfekte Begleitung zu Desserts wie gebackenen Holunderblüten: Ein Drink aus...
Von Reinhard Pohorec