Mit dem »Eight Corners« füllt Inhaberin Claudia Schäfer eine Lücke im gastronomisch unterversorgten Stadtteil Langenhorn.

Mit dem »Eight Corners« füllt Inhaberin Claudia Schäfer eine Lücke im gastronomisch unterversorgten Stadtteil Langenhorn.
© Claudia Schäfer

Neu in Hamburg: Entschleunigter Café-Genuss im Achteck

Inmitten eines Parks mit alten Backsteinhäusern liegt das achteckige Café »Eight Corners«, das seit November Köstlichkeiten von Käsekuchen bis Spundekäs serviert.

Im äußersten Norden Hamburgs, an der Landesgrenze, liegt Ochsenzoll. Hier entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einem Waldgebiet fernab der Stadt in guter Luft ein Krankenhaus für psychische Erkrankungen, angelegt wie ein Dorf, mit zahlreichen Backsteinhäusern und einem eigenen Wasserturm. Die »Irrenanstalt Langenhorn« war auch ein verwunschener Ort. In den 2010er Jahren wurde das 50 Hektar große Gelände in ein Wohngebiet umgewandelt, zwar fielen viele Bäume den Neubauten zum Opfer, das historische Architekturensemble allerdings blieb erhalten. Dessen altes Nachtwächterhäuschen, ein hübsches kleines Gebäude mit achteckigem Grundriss, wurde seither gastronomisch genutzt.

Claudia Schäfer übernahm die Lokalität im Herbst 2022 von einer Freundin und dekorierte behutsam und mit individueller Handschrift um, Kerzen sind ihr wichtig, und Blumen. Es gibt nun auch Zeitschriften, Bücher und eine große Wochenzeitung. Vor allem aber bietet sie statt Rum und Zigarren mehr süße und nicht-süße Speisen an, darunter auch vegane. Und sie öffnet ihr »Eight Corners« nicht nur am Wochenende, sondern bis auf Montag alle Tage.

Denn die Leute aus der Nachbarschaft wollten aus ihrem Home-Office einfach auf einen Kaffee oder eine Suppe vorbeischauen, eben auch unter der Woche. Flexibel auf die Wünsche der Gäste einzugehen, sei ihr wichtig. Dabei kommt Schäfer eigentlich gar nicht aus dem Gastgewerbe. Während ihres Jura-Studiums habe sie jedoch in der Gastronomie gearbeitet und dabei die Freude an der Rolle als Gastgeberin entdeckt. Genau dafür wird sie von vielen Gästen in Kommentaren gelobt.

»Ich glaube, es ist eine meiner Stärken, dass ich ein Gespür dafür habe, was die Leute möchten.« Selbst möge sie keine starren Regeln; Restaurants, die nur auf den idealen Konsumenten setzen, seien ihr ein Greuel. Man sollte doch jeden nehmen, wie er oder sie ist.  Und wenn jemand nach einem 0,1-Glas Bier fragte? Claudia Schäfer muss lachen: »Dann würde ich wahrscheinlich eine Augenbraue hochziehen; aber darüber können wir reden.«

Milch aus der Milchkanne

Ihre Konditoreiwaren und das Brot bezieht sie vom »Café Reinhardt«, bei den Gästen sei besonders dessen Käsekuchen beliebt. Doch Schäfer backt auch selbst, gerne vegan, vor allem ihr Brownie und Apfelstreuselkuchen seien Renner. Die Milch für den Kaffee kommt aus der Nachbarschaft, sie holt sie in der Milchkanne von »Kruses Hofmilch« bei Rellingen. »schmeckt total gut, und ich vermeide viel Müll«.

Daneben bietet sie einiges Herzhaftes an, Suppen und Linsen-Bulgur-Salat etwa, mit und ohne Feta. Und die Spezialität des Hauses, nach einem Rezept ihrer Winzerin: Spundekäs, eine Frischkäsezubereitung aus Rheinhessen, die sie mit Sauerteigbrot zu den Weinen des Weinguts Mirjam Schneider serviert. Die Weinkarte ist sehr überschaubar: von Schneider ein Riesling, ein Grauburgunder, ein Rosé; außerdem noch ein Primitivo, ein Crémant, ein Prosecco. Mit dem Angebot ist sie auch ein bisschen Bistro, sie probiere noch ein bisschen herum, aber es dürfe nicht ausufern. »Der Laden ist klein, da kann man sich nicht verzetteln.«

»Ich probiere noch ein bisschen herum«

Für rund 30 Leute gibt es Sitzplätze. Ganz alleine schafft Schäfer das alles nicht. In der Küche und bei der Bewirtung helfen ihr ihre beiden erwachsenen Kinder. Wie setzt sich die Kundschaft zusammen? Die sei vielfältig und reiche von jungen Familien bis zu Senioren, viele kämen aus der Nachbarschaft, »eine gute Mischung«. Claudia Schäfer hat im kulinarisch kargen Langenhorn einen freundlichen Ort in schöner Lage geschaffen, der die Leute anzieht. Kürzlich habe ein Gast gesagt, das »Eight Corners« sei eine »Oase der Entschleunigung« – eine Bezeichnung, die Claudia Schäfer ebenso amüsiert wie erfreut.

INFO

Eight Corners Kaffeebar
Jütlandring 12
22419 Hamburg
T: 0171 43 62 134
eightcorners.de


Hilmar Schulz
Falstaff Scout
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