Restaurant der Woche: Cell
Das »Cell« in Berlin überzeugt mit perfekter Inszenierung: Ob beim, durch die Bauhaus-Bewegung geprägten, Interieur oder beim perfekt abgestimmten Menü.
Der Auftritt ist perfekt inszeniert – in bester Lage in der Charlottenburger Uhlandstraße lässt das neue Restaurant den Geist der Bauhaus-Bewegung erkennen. Offene und geometrische Gitter um die Sitzbereiche vermitteln den Eindruck von Zellen, und an den Wänden beeindruckt moderne russische Kunst, die der junge Evgeny Vikentev selbst ausgesucht hat. Der in seiner Heimat St. Petersburg bereits sehr erfolgreiche Küchenchef bietet in Berlin zwei Menüfolgen mit sechs oder neun Gängen.
Beim »Time Steps« gibt es jeweils einen Bestandteil, der sich beim nächsten Gang wiederholt. Den Auftakt bildet eine perfekte Kombination von Austern, Sanddorn, Spirulina und Buchweizen. Danach serviert Vikentev Buchweizen mit leicht rauchigen Mies- und Schwertmuscheln mit Steckrüben, fein abgeschmeckt mit etwas Yuzu. Die Steckrübe wiederum findet sich im dritten Gang als aromatisches Dashi – dazu kommen Saibling, fein-würziger Lardo und etwas Senf. Kulinarischer Höhepunkt der Menüfolge ist das Rind, das mit exotischem Affenkopfpilz kombiniert wird, dessen Aromen Zitronengras, Ingwer und Kokos evozieren. Auch wer sich auf das zweite Menü »Roots Religion« einlässt, wird nicht enttäuscht. Schön, dass es dabei auch die profane Bamberger Hörnla-Kartoffel auf den Teller schafft. Anhand von einer Petersilienemulsion, gepufftem Buchweizen und einem darüber gehobelten Eigelb zeigt Vikentev sein Talent für vegetarische Gerichte. Leider erreicht der Service nicht das Niveau der Küche. Insbesondere bei der Weinberatung hapert es – der Sommelier war nicht ein einziges Mal am Tisch!
Restaurant Cell
Uhlandstraße 172
10719 Berlin
T: +49 30 86332466
cell.restaurant
Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2019
Die Falstaff Restaurants der Woche werden von den Falstaff Redakteuren ausgesucht und bewertet. Aber auch Sie haben die Möglichkeit, Ihre Restaurant-Besuche zu bewerten!