Restaurant der Woche: Cordo
Aus der Berliner »Cordobar« wurde das »Cordo« – ein Restaurant mit gewohnt lässigem Ton und Yannic Stockhausen in der Küche.
Es gibt kaum jemanden aus der Gourmet- und Weinszene, der nie die österreichisch-deutsche »Cordobar« in Berlin-Mitte besucht hat. Die langen Abende in der einst angesagtesten Weinbar der Stadt waren legendär, zumindest für diejenigen, die nicht nebenan wohnten. Konstanter Ärger mit Nachbarn sowie Personalwechsel in Küche und Service bewogen das Inhaber-Team um Christof Ellinghaus und Gerhard Retter dazu, das Konzept umzubauen. So ist aus der »Cordobar« das »Cordo« geworden, aus Weinbar wurde Restaurant.
Die Weinkarte ist geschrumpft, auf den Toiletten kommentiert nicht mehr Edi Finger, und statt dunkler Tische dominieren nun helle, cremefarbene Töne den Raum. Insgesamt wirkt alles ein wenig seriöser – nicht zu verwechseln mit Biederkeit: Als Besteckhalter fungieren Opiumpfeifen, der Ton des Service bleibt gewohnt lässig, und auch das achtgängige Menü (111 Euro) zeichnet Unkonventionalität und Ideenreichtum aus. Verantwortlich dafür ist Yannic Stockhausen, ein exzellent ausgebildetes Toptalent. Gut abgestimmte Saucen, die stets am Tisch angegossen werden, begleiten die Gerichte. Zu sehen etwa am Lachs, der mit sämiger Schwarzbier-Hollandaise serviert wird, dazu Makrelenhonig und Speck sowie fermentierte Navetten – erstklassig. Ein hochfeines Gemüse-Dessert mit Kopfsalat, Gurke und Passionsfrucht zeigt die Spannbreite von Stockhausen und seinem Team. Wenn es so weitergeht, macht das den Verlust der »Cordobar« nicht wett, aber zumindest erträglicher.
CORDO
Große Hamburger Straße 32
10115 Berlin
T: +49 30 27581215
www.cordobar.net
Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2019
Die Falstaff Restaurants der Woche werden von den Falstaff Redakteuren ausgesucht und bewertet. Aber auch Sie haben die Möglichkeit, Ihre Restaurant-Besuche zu bewerten!