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Restaurant der Woche: »Komu«

Christoph Kunz spielt im »Komu« mit Erinnerungen an eine Kindheit, die wir irgendwie alle hatten. Das Besondere seiner Küche liegt auch in ihrer Fähigkeit, sich nicht selbst erklären zu müssen.

Irgendwie hätte man das nicht erwartet, wirkt Christoph Kunz (früher zwei Sterne im Restaurant »Alois« im Feinkosthaus Dallmayr) doch so seriös mit seinen streng zurückgegelten Haaren und seinem unverhohlenen Selbstbewusstsein. Und jetzt stellt einem der Service diesen Gruß aus der Küche hin: Popcornschaum mit Apfel und Kaviar. Das schmeckt nicht nur nach einer Kindheit, wie sie sonst nur die nostalgische Verklärung produzieren kann, sondern auch schelmisch. »Unsere Idee war, salziges Popcorn zu machen«, sagt Kunz, der unter anderem bei Alain Ducasse in Paris gearbeitet hat. »Nur in der Luxusversion.«

Genau so geht es auch weiter im am 16. August eröffneten »Komu«. Der Name seines neuen Restaurants kommt aus dem Japanischen und lässt sich mit »Wolke« übersetzen. Egal, welcher Gang es ist, der Saibling auf Buttermilch, der Blanc de seiche in Hühnersuppe mit Alge oder der Bonito auf Muscheln und Küstenkräutern: Kunz spielt mit Erinnerungen an eine Kindheit, die wir irgendwie alle hatten. Vor allem die Hühnersuppe ist so ein Gang, in der er jede Geschmacksnuance auf die Spitze treibt. Es ist eine Küche, deren Charme darin besteht, sich nicht selbst zu erklären.

Das liegt einerseits an dem Spiel zwischen Spaß und Ernst auf dem Teller, dem neckischen Grinsen, mit dem Kunz seine Gänge auf den Tisch stellt, aber auch an der Einrichtung: Die riesigen Fenster im »Komu« sind alle verhangen. Man könnte reinschauen, aber man kann es nicht. Und ein ähnliches Gefühl beschleicht einen beim Essen: Es ist, als würde man auf dem Teller einem Menschen begegnen, der einen nicht in die Augen schauen will. Nicht, weil er schüchtern ist, sondern weil er Spaß am Geheimnis hat. Die Weinbegleitung ist hier tatsächlich der Wahnsinn.

Bewertung

Essen 47 von 50
Service 19 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 93 von 100


INFO

KOMU
Hackenstraße 4
80331 München
T: +49 1578 5031365
komu-restaurant.de

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Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2023

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Moritz Hackl
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