Im »Mochi (Automato) Shuppo« kann man sich 24/7 Ramen Kits für Zuhause holen.

Im »Mochi (Automato) Shuppo« kann man sich 24/7 Ramen Kits für Zuhause holen.
© Sophia Marecek

Essen aus Automaten: Ein Selbstversuch in Wien

Einen ganzen Tag lang essen aus dem Automaten? Das ist möglich. Falstaff begab sich auf eine kulinarische Entdeckungsreise und erhielt dabei so manch leckere Speisen und Getränke auf Knopfdruck – vom Tafelspitz bis Trüffeltorte scheint die Bandbreite enorm.

In der Zeit der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen und vorübergehenden Gastronomieschließungen haben in Österreich nicht nur Liefer- und Abholservice, sondern auch Automaten einen Aufschwung erlebt. In der Zeit haben Restaurants diese Art, Speisen auszugeben, für sich entdeckt und führen dies seither fort. Essen im Automaten anzubieten, entwickelte sich zu einem modernen, beliebten Konzept und ist hierzulande immer mehr im Kommen.

Schätzungen zufolge nehmen die rund 140.000 Automaten hierzulande mehr als eine Milliarde Euro ein.  Soeben hat das Wiener Startup Austria Manufaktur seinen Aumat präsentiert, der gleich mehrere österreichische Premiummarken in einem Automaten im Belle Époque Stil vereint: Zauner, Gerstner, Gmundner Keramik, Schlumberger, Heller, Zum Schwarzen Kameel, k.u.k. Hofbäckerei Linz, Original Wiener Punschkrapfen, Kral Verlag, Pischinger, Montes, Naber Kaffee Manufaktur, die Zuckerlwerkstatt, L. Heiner Zuckerbäcker, Imperial Torte, Manner, Staud’s, Landtmanns Original und viele mehr. Das Angebot reicht von kulinarischen Köstlichkeiten wie dem legendären Zaunerstollen in Goldfolie portioniert über Sekt, Keramik und bis hin zur original Wiener Schneekugel. Aufgestellt werden die ersten Aumaten an historischen Plätzen in Wien, der erste steht in der Wiener Hofburg.

Falstaff hat dies zum Anlass genommen, um herauszufinden, welche Speisen sich in Wiens Automaten befinden und sich daher einen Tag lang einem Selbstversuch unterzogen.

Von Brot bis Tafelspitz

Um frisches Brot für das Frühstück am Morgen zu haben, lohnt sich die Reise zum Brotautomaten von »Felzl«, der von 8 Uhr abends bis 6 Uhr frühmorgens mit Backwaren aus der Bäckerei zwei Straßen weiter bestückt ist. Die am Montagabend unternommene Fahrt in die Bernardgasse im siebten Bezirk ging jedoch leer aus. Statt einem vollen Automaten erwartet einen dort momentan eine Baustelle, die den Zugang leider versperrt. Dennoch: Prinzipiell ist der Brotautomat eine tolle Idee und, dank der künstlerischen Markierung an der Hauswand am Eck, auch leicht auffindbar.

Statt dem Brot gibt es dann am Dienstag doch nur Kaffee zum Frühstück. In der Schottengasse im ersten Bezirk liegt das »Café Diglas im Schottenstift« auf dem Weg ins Büro. Das traditionsreiche Kaffeehaus im modernen Stil bietet Kaffee aus eigener Röstung an – auch to go. Dass im »Café Diglas« Altes mit Neuem verschmilzt, zeigt sich nicht nur im Lokal und den Speisen, die Dort serviert werden, sondern auch im Automaten direkt davor. Angeboten werden dort seit Corona täglich ab Mittag modern interpretierte österreichische Gerichte. Aus einer Auswahl an Suppen, Hauptspeisen und Desserts lässt sich ein ganzes Mittagsmenü zum Mitnehmen zusammenstellen, das später im Büro oder Zuhause erwärmt und genossen werden kann. Was auf der Menükarte neben dem Automaten sofort ins Auge sticht: Tafelspitz in Rinderbouillon und Wurzelgemüse im Glas. Die Wahl für die Verkostung fällt auf die sehr vielversprechend klingende Maroni-Birnen-Suppe im Glas als heutige Vorspeise und Trüffeltorte für den Nachmittagskaffee.

Die in einem Topf kurz erwärmte Suppe aus dem Glas schmeckt herrlich und übertrifft die zuvor schon hohen Erwartungen. Weiter geht der Tag mit der Suche nach einem warmen Mittagessen. Wer in der Mittagspause nicht Zeit und Lust auf lange Warteschlangen hat, der ist bei »Fresco Grill« genau richtig. Immer zu Betriebszeiten gibt es dort direkt vor dem Lokal in der Liechtensteinstraße 10 im neunten Bezirk, in einem kleinen Automaten eine Auswahl an Burritos. Karte anlegen, gewünschten Burrito herausnehmen, Fenster wieder schließen: In nur 20 Sekunden erhält man so ein köstliches und ideal für die Pause geeignetes Mittagessen.

Nach dem Nachmittagskaffee und dem Genuss der zuvor gesicherten Torte aus dem »Diglas«-Automaten, geht die Reise weiter. Bei einem Spaziergang durch die Bezirke sieben und acht findet man gleich mehrere Automaten. Um den Durst zu stillen geht es zuerst zu »Eh da Greissler«, ein 24/7 geöffneter Shop, der mit allmöglichen alkoholischen und anti-alkoholischen Getränken sowie Snacks versorgt. Bei dem Angebot an Wein, Bier und Spirituosen kommt die Idee auf, sich auch eine Flasche Wein für den Abend zu kaufen. Den ober den Automaten präsentierten G´Spritzten vom Weingut »Müller« am Göttweiger Berg«, der für Aufsehen sorgt, ist leider nicht zu finden. Stattdessen fällt die Wahl auf eine kleine Flasche Grüner Veltliner vom Weingut »Mayer am Pfarrplatz«. Da sich ganz in der Nähe, im angrenzenden siebten Bezirk der Siebensternbräu mit seinem Flaschenautomat befindet, führt die Neugierde in die Siebensterngasse. Eine Vielfalt an Bier findet man dort im Automaten im Eingangsbereich des Brauhofes vor. Passend zu Ostern erhält man etwa einen »Osterbock« per Knopfdruck.

Die Sonne geht schön langsam unter, der Tag und damit auch die kulinarische Automatenreise neigen sich dem Ende zu. Das bedeutet: Zeit für den letzten Stopp, um Abendessen zu besorgen. Und wo besser als bei »Mochi (Automato) Shuppo«, wovon sich einer der zwei Standorte im achten Bezirk befindet. Dort angekommen beeindruckt erstmal eines: nicht nur das Zahlen, sondern bereits der Zutritt zu dem Ramen-Shop ist nur mit Bankomatkarte möglich. Der erste Platz in punkto Ästhetik geht auf jeden Fall an »Mochi«, das die Ramen Kits aus den Automaten zumindest optisch sehr schön präsentiert. Eine Packung enthält alles, was für eine leckere Portion Ramen nötig ist: Brühe, Nudeln, Fleisch oder Pilzen. Zur Auswahl gibt es zwei Fleisch-Varianten, Spicy Chicken und Tonkotsu, und eine vegetarische Variante mit Pilzen. Die Zubereitung ist auf der Verpackung gut erklärt, das Ergebnis sehr lecker. Mit den Ramen aus den Automaten kann man das ikonisch japanische Gericht ganz einfach auch zu Hause zubereiten und genießen.

Auch den Automaten-Shop von »Tolstoy« hat Falstaff besucht. Dort, im Bährenmühlendurchgang, findet man eine ganze Reihe an Automaten vor. Wer das Angebot noch aus der Corona-Zeit kennt, ist vielleicht im ersten Moment etwas enttäuscht, allerlei vegane Lebensmittel findet man dort nicht mehr. Das Angebot von Essen aus dem Automaten gibt es seit ca. einem Jahr nicht mehr, wie eine Köchin im »Tolstoy«-Lokal direkt nebenan auf der Rechten Wienzeile verrät. Dafür bieten die Automaten eine große Auswahl an kreativen Street-Drinks, die vor allem an sonnigen, heißen Tagen für Erfrischung sorgen. Und leckere, vegetarische Streetfood-Gerichte sind von Montag bis Sonntag ohnehin direkt im Lokal erhältlich.

© Sophia Marecek

Was in Österreich erst in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt, hat in anderen Ländern hingegen schon länger Tradition. Japan gilt etwa als die Hochburg der Food-Automaten. Neben Getränkeautomaten gibt es dort eine Vielzahl an Automaten, die verschiedene Reisgerichte anbieten. Auch in europäischen Ländern sind die Selbstbedienungsautomaten zu finden. In Amsterdam gibt es sie gefüllt mit niederländischen Spezialitäten wie Frikandeln, Burger, Pommes oder Kaassoufflé, in London sind mit kleinen Mahlzeiten wie Wraps und Sandwiches befüllte Automaten bekannt.

Fazit

Auf den ersten Blick fällt auf: Alle Automaten sehen optisch recht einladen und vielversprechend aus. Auch wie die Speisen verpackt sind, trägt zu diesem positiven Gesamteindruck bei – das Auge isst ja bekanntlich mit. Geschmacklich gibt es bei keinen der Automaten-Speisen etwas auszusetzen. Sie sind allesamt köstlich und überzeugen mit Qualität – das gilt auch für die Automaten-Getränke. Bargeldzahler:innen aufgepasst: Die Zahlung ist in der Regel nur kontaktlos mit Karte möglich. Die Automaten sind prinzipiell eine gute Option, Essen und Getränke auf schnellem Weg zu erhalten. Vor allem wenn man spontan an einem vorbeiläuft, lohnt es sich etwas daraus zu testen. Sich in der Mittagspause mit Hunger darauf zu verlassen, dass die Automaten geöffnet, oder befüllt sind, sollte man sich jedoch eher nicht. Falls man plant, sich über einen Automaten zu verköstigen, sollten im Vorhinein auf jeden Fall die Betriebszeiten gecheckt werden.

Adressen

Felzl Brotautomat
Bernardgasse 9, 1070

Fresco Grill
Liechtensteinstraße 10, 1090

Café Diglas im Schottenstift
Schottengasse 2, 1010

Eh Da Greissler
Auerspergstraße 21, 1080

Mochi (Automato) Shuppo
Neustiftgasse 36a

Tolstoy Grab and Go
Rechte Wienzeile 1b, 1040


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Sophia Marecek
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