Green Finance spielt eine wichtige Rolle im Kampf für eine saubere Umwelt und gegen die Erderwärmung.

Green Finance spielt eine wichtige Rolle im Kampf für eine saubere Umwelt und gegen die Erderwärmung.
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Green Finance: Der Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft?

Green Finance spielt eine wichtige Rolle im Kampf für eine saubere Umwelt und gegen die Erderwärmung. Darüber ist man sich vom Internationalen Währungsfonds (IWF) über den World Wide Fund For Nature (WWF) bis hin zur österreichischen Bundesregierung weitgehend einig.

Kann die Finanzwelt den Klimawandel stoppen? Typischerweise ruhen die Hoffnungen umweltbesorgter Menschen ja auf der Tätigkeit von Aktivisten und Regierungen. Diese jedoch setzen in zunehmenden Maße auf das Geld von Unternehmen, wenn es darum geht, eine mögliche Natur-Apokalypse abzuwenden.

Green Finance, das ist die Verwendung von Geld für klimafreundliche und umweltverträgliche Investitionen. Sie ist einer der größten und wichtigsten Hebel beim Thema Nachhaltigkeit. Darüber ist man sich vom Internationalen Währungsfonds (IWF) über den World Wide Fund For Nature (WWF) bis hin zur österreichischen Bundesregierung weitgehend einig.

Die simple Überlegung: Je mehr Geld in grüne Projekte investiert wird (beispielsweise Solarenergie), desto besser und förderlicher ist das nicht nur für die Umwelt, sondern umso weniger Geld steht dann auch für »schmutzige« Projekte (beispielsweise Kohle) zur Verfügung. Gefragt ist in der Green Finance jeder vom Kleinanleger über mittelgroße Betriebe bis hin zu großen Konzernen. Ob der Geldmassen, die sie bewegen, liegt aber natürlich auf Banken und Versicherungen ein besonderer Fokus. Doch wie bringt man große Konzerne, die am Limit jedes Cents kalkulieren, dazu, in nachhaltige Finanzprojekte zu investieren?

Grünes Image

Die Antwort mag überraschen: Viele machen das bereits freiwillig. Denn es ist nicht nur profitabel und verschafft das in der westlichen Welt inzwischen unerlässliche grüne Image, sondern macht auch langfristig Sinn. Schließlich sichert man sich auf diese Weise rechtzeitig einen Platz am Tisch alternativer grüner Investitionen, bevor die alten fossilen – wie beispielsweise Kohle und Erdöl – unbedeutend und uninteressant werden. Dem »Energy Outlook« des Erdölriesen BP zufolge könnte im extremsten Szenario die Erdölnachfrage bis 2050 um rund 80 Prozent zurückgehen. Punkto Rendite und Sicherheit wiederum stellen Investoren in grüne Produkte keinen Unterschied zu herkömmlichen Anlagen fest.

Für die Konzerne gibt es verschiedene Möglichkeiten, in Sachen Green Finance aktiv zu werden. Sie können selbst in grüne Produkte investieren und beispielsweise Solarpaneele auf den Dächern ihrer Bürogebäude montieren oder ihren Fuhrpark ausschließlich mit Elektroautos bestücken. Doch den Löwenanteil machen die Investitionen des zur Verfügung stehenden Kapitals aus.

»Versicherungen haben als wirtschaftliche Schwergewichte enormes Potenzial, den klimafreundlichen und fairen Wandel der Wirtschaft zu beschleunigen und so die Klimakrise und den Biodiversitätsverlust abzumildern«, attestiert der WWF. Und das sehen auch die Versicherungen selbst so. »Wir haben im Rahmen von Green Finance einen sehr großen Hebel, den nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen, etwa durch die Lenkung von Investments und durch gezielte Zeichnungspolitik von Risiken – also welche Unternehmenskunden wir versichern«, sagt René Knapp. Der Vorstand für Personal, Marke und Nachhaltigkeit bei Uniqa Insurance Group erklärt, dass das Unternehmen mit einem Umsatz von 6,61 Milliarden Euro schon heute keine Investments mehr in Kohle oder Öl tätigt. »Auch Neugeschäft zeichnen wir nicht mehr.« Bestehende Investments oder Unternehmenskunden in diesem Bereich sollen bis 2030 abgebaut sein.

Dennoch sind nur zehn Prozent des gesamten zu veranlagenden Vermögens der Versicherung derzeit nachhaltig grün. Und das, obwohl man diesen Anteil gerne stark erhöhen würde. Einer der Gründe dafür, dass man das nicht schafft, ist, dass die Bereitschaft, zu investieren, schneller steigt als die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. »Es gibt zu wenige Anlagehäfen für uns, um unsere Assets zu investieren«, führt Uniqa-Chef Andreas Brandstetter aus.

Ist Atomstrom Grün?

Abgesehen davon braucht es noch Feinjustierung bei der Definition, was eigentlich alles grün ist in der Green Finance. Auf EU-Ebene etwa gilt Atomstrom (auf Druck Frankreichs) als grün. Das wiederum ist in anderen Ländern, etwa in Österreich, ein No-Go. Und auch bei der Uniqa heißt es auf Nachfrage: »Wir investieren sicher nicht in Atomkraftwerke.«

Die privaten Investitionen in Green Finance sind aber auch deshalb so wichtig, weil sich die öffentliche Hand eingestehen muss, dass sie die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht alleine stemmen kann. »Die für das Erreichen der Klimaziele notwendigen Investitionen können nicht ausschließlich über das öffentliche Budget aufgebracht werden«, heißt es vom Bundesministerium für Klimaschutz. Dort hat man die Green Finance Alliance ins Leben gerufen, die Unternehmen bei der grünen Transformation unterstützt. Das soll einen zusätzlichen Anreiz bieten, nachhaltig zu investieren.

Doch nicht nur im Großen spielt sich Green Finance ab. Nachhaltige Finanzprodukte boomen. Investitionen in naturverträgliche Solarkraftwerke oder Kredite für nachhaltige Landwirtschaft gehören längst nicht mehr nur in Bobostan zum guten Ton. Eine Studie von TheCityUK und BNP Paribas hat hier eine Explosion des Sektors innerhalb von zehn Jahren um das Hundertfache konstatiert. Die globale Kreditaufnahme durch die Ausgabe grüner Anleihen und Kredite sowie die Eigenkapitalfinanzierung durch Börsengänge, die auf grüne Projekte abzielen, stiegen der Studie zufolge von 5,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 auf 540,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.

Ob dieser Green-Finance-Trend letztlich den Klimawandel stoppen können wird, bleibt abzuwarten. Gewiss scheint jedoch, dass er weiter anhalten und einen gewichtigen Beitrag dazu leisten wird.


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Erschienen in
Falstaff Future 2023

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Alexander Mathé
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