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Tischgespräch mit Piotr Beczała

Der in Polen geborene Staatsopern-Tenor spricht im Falstaff Talk über Entspannung und Leidenschaft.

Falstaff: Herr Beczała, Sie stehen als lyrischer Tenor auf den wichtigsten Bühnen der Welt. In welchem Stil sind Ihre Zufluchtsorte eingerichtet?  
Piotr BeczaŁa: Meine Frau ist eine Meisterin im Einrichten. Unsere Krakauer Wohnung ist im Stil der Wiener Jahrhundertwende und unsere Wiener Wohnung in einem New Yorker Loft-Stil eingerichtet. Die Wohnung in New York ist eher klassisch europäisch gehalten, so mischen wir die Stile. Das Wichtigste: bequeme Betten! Das hat weniger mit Einrichtungsstil zu tun, sondern mit meinem Rücken.

Sie sind seit 27 Jahren mit Katarzyna verheiratet. Wie verköstigen Sie sich und Ihre Frau, die Sie mit dem Kosenamen Kasia ansprechen?  
Wir kochen beide sehr gerne, ich backe noch dazu. Kasia macht fantastische Ente, großartige Suppen und Salate und ihre verschiedenen Quiches sind »weltberühmt«. Ich bin der Spezialist am Grill: Ich habe vor ein paar Jahren eine Steak-Masterclass bei Grillweltmeister Adi Bittermann in Göttlesbrunn gemacht. Seitdem betrachte ich Grillen als eine sehr seriöse Angelegenheit – um meinen Meister nicht zu enttäuschen! Meine Bäcker-Qualitäten stelle ich oft bei Premieren unter Beweis, wenn ich für die Kolleginnen und Kollegen einen Kuchen backe. Das ist meine Entspannungstherapie am Premierentag!

Gibt es polnische Spezialitäten, nach denen Sie Sehnsucht haben?
Einige! Bigos, Kartoffelpuffer oder Fisolen auf Bretonische Art. Es gibt auch Speisen, die ich gar nicht gut in Erinnerung habe. Meine Eltern haben Kaninchen gehalten und wir mussten diese dann essen. Nie wieder Kaninchenfleisch – außer als Pastete.

In welche Restaurants gehen Sie gerne und weswegen?
Da gibt es zwei verschiedene Arten: zum einen unsere Lieblingsrestaurants, die wir fast überall haben, weil wir sehr viel reisen. Zum anderen Empfehlungen von Freunden oder spontane Neugierde. So haben wir in La Coruña ein fantastisches Fischrestaurant namens »RÍo Ulla« gefunden oder in Barcelona ein modernes, fancy Tapas-Restaurant, »Mil Grito's«.   

Und welches war in der letzten Zeit eine »echte« Entdeckung?
Ein besonderes Erlebnis war sicher der Abend in Girona bei den Gebrüdern Roca im »El Celler de Can Roca«. Und damit meine ich nicht nur das Essen, sondern auch das Ambiente, den Empfang und die ganze Philosophie, die dahintersteckt!  

Erzählen Sie uns von Ihrer Wein-Leidenschaft!  
Polen war in meiner Jugend kein Weinland, man hat Bier oder Wodka getrunken. Als ich auf meinen ersten Reisen in Italien den Wein entdeckt habe, hat es mich gepackt. Weil ich oft und gerne in Wien bin, kenne und schätze ich auch viele österreichische Winzer. Die Regionen Wachau, Carnuntum, Kremstal und Südsteiermark besuche ich manchmal nur, um bei Hirtzberger, Netzl, Nigl oder Gross eine Weinprobe zu machen! In meinem Wiener Keller findet man hauptsächlich österreichische Weine, die in den letzten Jahren eine unglaubliche Qualität erreicht haben.


PIOTR BECZAŁA

Der in Polen geborene Tenor ist gern gesehener Gast an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt – an der Metro­politan Opera in NY, an der Bayerischen Staatsoper sowie an der Mailänder Scala ist er regelmäßig zu erleben. Seit seinem Debüt 1996 ist er der Wiener Staatsoper eng verbunden. Zusätzlich zu seiner Opernkarriere ist Piotr Beczała ein gefragter Konzert- und Liedsänger. Er ist österreichischer Kammersänger.

Erschienen in
Opernball Spezial 2020

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Alex. Hesse
Redakteurin
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