Im Neo-Gasthaus »Brösl« gibt’s einen mediterran-nordafrikanischen Küchenmix.

Im Neo-Gasthaus »Brösl« gibt’s einen mediterran-nordafrikanischen Küchenmix.
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Bachl's Restaurant der Woche: Brösl

Im Wiener »Brösl« sorgt die polnische Köchin Aleksandra Szwarc mit mediterran-nordafrikanischer Küche für aufregende Momente am Tisch.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund des Lockdowns waren die Restaurantkritiken pausiert. In der Hoffnung, dass die Gastronomie bald wieder öffnen kann, holen wir sie jetzt nach. Dieser Betrieb wurde in der Falstaff-Novemberausgabe vorgestellt.

Hier überlebte der Bauernschmaus, eine vom Aussterben bedrohte Def­tigkeit, umrahmt von Knoblauchsuppe vorweg und der politischen Korrektheit widerstehendem »Mohr im Hemd« ­danach. Doch seit 2019 ist das von der ­Substanz her prächtige »Wohlmutstüberl« Geschichte – bis sich ein Quintett rund um den Gastro-Profi Manuel Bartolacci (»Brickmakers«) der leeren Stuben erbarmte, die Lamperien und das Parkett von Grindschichten befreite und das Ganze liebevoll »Brösl« taufte. Weniger wegen Paniertem, mehr wegen des im einst verruchten Viertel gängigen Spruchs: »Wüst Brösl …?«

Mediterran-nordafrikanische Küche

Heute sitzen hier meist zivilisierte junge Leute und scheinen genau auf diese mediterran-nordafrikanische Küchenmischkulanz gewartet zu haben. Am Herd steht die Polin Aleksandra Szwarc, die derlei Kocherei im »Moro« erlernte, einem bald zwei Jahrzehnte alten Fixstern Londons. Zu viert geht sich’s aus, alles zu kosten – die Gerichte kommen in die Mitte »to share«. Und Fleisch ist hier klar ein Nebenthema. Ein herzhaft gewürzter Teller mit Dinkel, Hokkaido-Streifen, Ziegenkäse und Haselnuss-»brösln« macht Freude auf den Rest. In dezent scharfer Chilibutter gedünsteter Lauch kommt mit hausgemachtem »Laban«, einer Joghurtcreme, dazu geröstete Walnüsse. Herrlich pikant arrangiert: Spargelchicorée, Knoblauch, Salzsardelle, Chili und Erdäpfel.

Alles pinzettenfreie Küche, mit Verve abgeschmeckt und jeden Tag je nach Marktlage anders. Dass gegen Fleisch nichts spricht, belegt Schweinebauch mit Apfelmostarda und ofengeröstetem Spitzkraut – butterzarte Konsistenz, knuspriges Krustl, köstliches Saftl. Aus dem Fass rinnen Hofstettner Kübelbier und Bierol El PatrÓn Imperial. Einziges Manko: Diese Küche hat dringend besseren Wein verdient.

Bewertung – Alexander Bachl

Essen 44 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 13 von 20 
Ambiente 8 von 10
GESAMT 81 von 100

Falstaff Restaurantguide 2020

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Info

Brösl
Wohlmutstraße 23
1020 Wien
T: +43 676 3949105
broesl.at​​​​​​​

Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2020

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Alexander Bachl
Alexander Bachl
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