In dem Gastro-Hotspot treffen Einflüsse aus dem Alt-Wiener Repertoire und der französischen Klassik aufeinander.
Der Mann hat ein »Annus horribis« hinter sich. Erst kam ihm seine Wirkungsstätte im »Das Spittelberg« abhanden, dann folgte statt dem vereinbarten Job als Küchenchef am »Knappenhof« ein ordentlicher gesundheitlicher Rumpler. Doch Harald Brunner ist noch nicht müde. Mit einer Party zu seinem Sechziger folgte der Startschuss zum ersten eigenen Lokal im wunderschönen Servitenviertel. Mit dem einstigen »Servitenwirt« konnte er ein gutbürgerliches Gasthaus mit Prachtgarten übernehmen.
Wer Brunner noch nicht kennt – er war einst Souschef beim legendären Reinhard Gerer im »Korso«, sorgte im Szenerestaurant »Dennstedt« Ende der Neunziger für die beste Fusion-Küche Wiens, bespielte »Das Turm« am Wienerberg, er machte den Heurigen »Spaetrot« in Gumpoldskirchen zur Gourmet-Destination und beherrscht Kochtechniken, die sonst nur noch in alten Büchern zu finden sind. Und nun: eine Mischung aus Alt-Wiener Repertoire und französischer Klassik.
Mit Bries kochen viele, Brunner fabriziert eine kleine Herrlichkeit aus butterzartem Kern vom Bries mit Entenzungen. Oder Kalbskopf gebacken, dazu Sauce Gribiche – das ist die mit Ei, Kapern und Gurkerln. Sowieso immer stehen seine »Signature Dishes« auf der Karte: Chiliblunze mit Paprikamarmelade und Krautsalat. Knusprige Ente mit Grammelknödel und Chilikraut. Kalbsbutterschnitzerln wie diese findet man in alten Witzigmann-Kochbüchern, oder hier im Neunten auf dem Teller. Und ein Dessert wie diese »Soufflierte Crêpe Suzette« gibt’s sowieso nur hier. Auf einer Wirtshaus-Weinkarte kann man sich vom Start weg kaum mehr wünschen, besonders viel gibt’s vom Weingut Wieninger. Das tolle Comeback eines alten Meisters.
Essen 46 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 90 von 100
€€
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