Im »Dogenhof« ist alles außer dem Essen auf hohem Niveau.

Im »Dogenhof« ist alles außer dem Essen auf hohem Niveau.
© Akos Burg

Bachls Restaurant der Woche: Dogenhof

Der offene Holzofen im Wiener Restaurant ist ein echter Eyecatcher und auch sonst erscheint der »Dogenhof« in prachtvollem Design. Das Essen überzeugt jedoch noch nicht.

Was gute Vernetzung und überaus freundliche Medienberichte so ausmachen! Der neue »Dogenhof« ist rammelvoll. Szenevolk, Anwohner, Starköche und Topwinzer spitzen auf freie Tische. Der 1899 erbaute prachtvolle Raum war lange zweigeteilt. Nun wurden eine ehema­lige Konditorei und der Concept-Store »Supersense« von Florian Kaps dank Mauerdurchbruch wiedervereint. Bei der Hardware ist alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Für das Design zeichnen Yvonne Krisch und Robin Molenaar verantwortlich – großartiges Licht von Kupferlampen, schlammgrüne Wände, fesches Mobiliar. Die exzellenten Weingläser stammen von der Manufaktur Mark Thomas. Für den Inhalt sorgt per Empfehlung das weinaffine Personal – stets mit mehreren Optionen bewaffnet, um von supernatural bis klassisch jeden Geschmack abzudecken. Und als Herzstück des Lokals fällt die offene Feuerstelle auf, neben einem Holzofen daneben der einzige Ort mit Hitze.

Und langsam nähern wir uns dem Essen. Wie man mit Feuer umgeht, demonstriert das »Kiln« im Londoner Soho als Referenzlokal. Wie hier »gefeuert« wird, bleibt aber im Versuchsstadium stecken. Lila Karotte war am Feuer und bleibt dennoch hart, fast wie roh. Das Arrangement mit Shiitake-Pilzen wirkt improvisiert. Auch ohne Feuer bleibt’s ultra-schlicht: saurer Roter Rübensalat mit ein paar Klecksen Zitrus-Joghurt und drei Streifen Karotten gibt kein Gericht, das 8,50 Euro rechtfertigt. Und beim Fleisch wird’s dann wirklich problematisch – sowohl der »halbe Junggockel« als auch das Schwein wurden offenbar auf Vorrat gegrillt und warmgehalten. Wie gut das Produkt auch war – bei staubtrockener Garung bleibt nicht viel an Geschmack übrig. Vielleicht wäre ein Betriebsausflug ­der Küche nach London eine Idee.

Bewertung Alexander Bachl

Essen 40 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 81 von 100

Dogenhof
Praterstraße 70
1020 Wien
T: +43 1 969083215
dogenhof.com

Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2020

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Alexander Bachl
Alexander Bachl
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