Bachls Restaurant der Woche: R&Bar
Hotspot für Naturwein-Liebhaber:innen. Die R&Bar im siebten Wiener Gemeindebezirk.
Trinker klassischer Weine dürften hier allenfalls mit Champagne Larmandier-Bernier ihre Freude haben. Zwar naturnah, aber vom Geschmacksprofil kein »richtiger« Naturwein. Alle anderen können sich im Paradies der ganz großen Auswahl wähnen. Moritz Herzog hat seinen Laden »Weinskandal« in den letzten Jahren zum Kompetenzzentrum dieser recht ausgedehnten Nische des Weinhandels entwickelt. Neuerdings kam eine Ausschank dazu.
Herzog übernahm die »R&Bar« – sprich »Rundbar« – in Wien-Neubau. Gastgeber ist Stephan Martin, zuvor Sommelier im »ænd«. Mit ihm werken weitere Weinfreaks im Service, darunter der Brite Dave Ferris, zuletzt in der »Bar Brutal« in Barcelona – einer der Keimzellen der globalen Naturweinbarszene. Das zum Wein gereichte Essen ist weit mehr als nur »Barfutter«. Mario Galbavy fabriziert eine Liste kleinerer sorgfältig komponierter Gerichte. Ein gar köstlicher Hochsommerhappen: »Ciabatta tostata«, eine dicke Schnitte knuspriges Brot von der Bäckerei Joseph mit Feta und eingeschmolzenen Kirschtomaten. Knackige Kräuterseitlinge mit ordentlich Liebstöckel darauf mischt man selbst mit einem Dotter zu einer cremigen Masse.
Richtig aufwendig: junge Rote Rübe in drei Konsistenzen mit Schafstopfen und Zedernuss. Subtil: auf der Haut kross gebratener Saibling mit Senfblatt und Senfkaviar. Puristisch: »Wagyu Skirt Steak« – sprich Zwerchfell, ein weithin unterschätzter Cut, hier vom Demeter-Hof Herta Bernold im niederösterreichischen Stronsdorf. Nicht ganz so raffiniert: die
Desserts. Mascarpone mit Erdbeere und Salzkaramell ist eher »WG-Style«. Wer mit den Öffnungszeiten (24 Uhr) nicht zurande kommt, greift zu den Flaschen im Regal.