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Restaurantkritik: Das Bistro im neuen »Hoxton Hotel Vienna« wird gestürmt

Ein wirklicher Hammer aber ist die Rooftop-Bar »Caya Coco« auf der Dachterrasse mit Pool.

Wien ist wieder einmal um eine neue, luxuriöse Herberge reicher: die Eröffnung des »Hoxton Vienna« Anfang April wurde mit Spannung erwartet. Und damit auch das in unzähligen Vorab-Berichten angekündigte Restaurant »Bouvier« im Erdgeschoss.

Entsprechend ist der Andrang bereits in den ersten Tagen. Das Restaurant ist heillos überbucht, jeder will ins Lokal, die stark geforderten und wild herum wieselnden Service-Leute wirken leicht gestresst, was auch durchaus verständlich ist. Das kulinarische Konzept stammt von den jungen Szenegastronomen Jeremiah Stone und Fabian von Hauske Valtierra vom Restaurant »Wildair« in New York an der Lower East Side. Sie zählen zu den »Best Young Chefs in America« (Falstaff hat sie zum Interview getroffen)

Was sie in Wien bieten, ist eine nach ihren Vorstellungen interpretierte, französische Bistro-Küche mit Vorspeisen wie Wildschwein Saucisson, Räucherfisch-Salat mit Aal und Forelle, Steak Tartare, Pâté en croûte und »La Grande Gougère«, gefüllt mit Sauce Mornay und schwarzem Trüffel. Gougère sind eine Art Brandteigkrapfen, in Frankreich oft mit Gruyère gefüllt. Hier kommen sie in XL-Größe zu Tisch, was dazu führt, dass der Teig im Verhältnis zur Fülle deutlich dominiert. Originell, die »Bouvier Käsekrainer«, eher klassisch aber sehr solide gemacht, der Cheeseburger mit Cheddar und Zwiebel, die Moules-Frites in Weißweinsauce, sowie das Flanksteak (Bauchlappen) mit grüner Pfeffersauce.

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Signature Dish des Hauses ist aber das Schnitzel, in einem Wiener Hotel muss das wohl sein. Der Interpretationsdrang der jungen Köche hat hier offenbar mit voller Wucht zugeschlagen. Denn es handelt sich nicht um ein »Wiener Schnitzel« aus Kalbfleisch, das wäre alles andere als originell, sondern um ein Hühnerschnitzel in Panko-Panier, wahlweise mit verschiedenen Saucen und Beilagen. Eine davon: mit Sauce Gribiche und Radieschen.

Eine Sauce Gribiche ist an und für sich etwas Großartiges und in Wien leider eine Seltenheit. In Frankreich kennt man sie unter anderem in Kombination mit einem gebackenen Kalbskopf (Tête de veau gribiche), ein Uralt-Klassiker, der hier offenbar etwas anders interpretiert wurde. Kleiner Kritikpunkt: wenn die Gribiche direkt auf dem Gebackenen zu liegen kommt, wie in diesem Fall, dann wird die Panier genau dort etwas labbrig. Das könnte man leicht ändern.

Richtig gut und makellos hingegen: Mille-feuille als Dessert, ebenfalls ein französischer Klassiker, der hier sagenhaft gut gelingt.

DIE ROOFTOP-BAR

Kommen wir gleich zur Sache: die Bar »Caya Coco« am Dach des Hauses ist ein echter Knaller. Das liegt schon allein an der Sicht über Wien bis zum Kahlenberg. Von der Einrichtung her eine Hommage an das Havanna der 1950er-Jahre – mit den dazu passenden Cocktails. Und auch die Snacks wie etwa »Crispy Coconut Shrimps« oder ein Wassermelonen-Salat mit Feta sind mehr als erfreulich. Und weil gleich an die Bar ein wunderschöner Pool mit spektakulärer Sicht angrenzt, der allerdings nur von Hotelgästen benutzt werden kann, sollen dem Vernehmen nach bereits einige Bargäste spontan ein Zimmer gebucht haben. Man will eben beim Cocktail schlürfen und über Wien schauen auch ein bisschen schwimmen.

Insgesamt eine Bar, die einem die Frage nach dem Wiederkommen eindeutig mit ja beantworten lässt.


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Herbert Hacker
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