Bachls Restaurant der Woche: Reznicek
Zwischen Schlichtheit und einer tollen Weinkarte, Wirtshaus und Bistro. Simon Schubert und Julian Lechner haben das Eckbeisl zu neuem Leben erweckt.
Welchen Durst die weinaffine Community entwickeln kann, hat Simon Schubert in den ersten Wochen erfahren – er spricht von einer »regelrechten Plünderungswelle« seines nicht unerheblichen Kellerbestandes zum Start des »Reznicek«. Ihn kannte man zuletzt als Sommelier im »aend«. Den Koch Julian Lechner – jetzt sein Kompagnon – lernte er einst im »Mraz & Sohn« kennen, bis neulich werkte er im sehr jugendlichen »Café Kandl«.
Zusammen übernahmen sie das Eckbeisl »Zum Reznicek«, strichen das »Zum«, entfernten jeden Dekor und bauten eine Käsevitrine für die Ware von Maître Antony. Leer wirkt das Lokal auf eigentümliche Art spartanisch. Das volle Leben der Weinwelt offeriert die Weinkarte mit Wachauer Größen, viel von Nittnaus und Sattlerhof, weniger bekannten Burgundern, tollen Champagnern und Naturweinen bis zum spannenden Garnacha-Projekt »Comando G«. Sechzehn Weine gibt’s glasweise.
Die Küche oszilliert zwischen Wirtshaus und Bistronomie und verträgt nach dem Anfangstrubel wohl noch etwas Feinschliff. Sehr gut: Aufschnitt aus dem steirischen Stiwoll. Bestes Gericht: Lauchterrine mit Pink Grapefruit, Frisée, Kernölvinaigrette und Haselnussschaum, der bei Tisch aus der Isi-Flasche blubbert. Eine seltsame, sehr intensive Kombi: Saiblingsleber als Creme und gebacken mit Kartoffelwaffeln und Chinakohl. Das Lammbeuschel wird jene erfreuen, die’s gern etwas säuerlicher haben. Eine aromatisch verhaltene Sache: der vegetarische Hauptgang Rettich aus dem Brotteig mit Karottenspätzle und Parmesan-Beurre-Blanc. Dinge wie Cordon Bleu oder den handgezogenen Apfelstrudel hätte man wohl auch im alten »Zum Reznicek« goutiert.