In der Kaltbach Höhle im Kanton Luzern verbergen sich abertausende Käselaibe.

In der Kaltbach Höhle im Kanton Luzern verbergen sich abertausende Käselaibe.
© Emmi KALTBACH

Kaltbach: In den Tiefen der Schweizer Käsebank

Wo vor Millionen von Jahren noch ein See zu finden war, lagern heute tausende von Käselaiben weit unter der Erde.

Am Rande des Wauwilermooses im Kanton Luzern, rund 60 Autominuten westlich von Zürich, befindet sich eine fast mystisch anmutende Höhle, die einen Schatz der besonderen Art bereithält: Denn tief im Sandstein des Santenberges lagern in der von Emmi betriebenen Kaltbach Höhle tausende Käselaibe, die monatelang in natürlicher Umgebung auf ihren perfekten Reifegrad warten. 365 Tage im Jahr verändert sich die Temperatur hier praktisch nicht, sie liegt bei 12,5 Grad Celsius. Auch die Luftfeuchtigkeit bleibt nahezu konstant bei 94 Prozent. Ideale Bedingungen für den letzten Schritt in der Käseproduktion: die Reifung. Und so lagern hier etliche Sorten, von Gruyère bis Rahmkäse, von Emmentaler bis Appenzeller.  

Vom See zum Felsen

Grund für die klimatische Beständigkeit ist der Aufbau des Höhlengesteins: Denn dank horizontaler Schichtung des Sandsteins sickert das Wasser nur sehr langsam in die Höhle – ganze zwei Jahre braucht es, bis die Tropfen das Höhleninnere erreichen. Doch wo die Kaltbach Höhle heute rund 2000 Meter Länge misst und 15 Meter unter der Erde liegt, befand sich vor gut 20 Millionen Jahren noch ein See. Während der Entstehung der Alpen lagerte sich nach und nach Sand ab, der den Grundstein für die heutige Höhle legte. 

Ein Zufall ändert alles 

Bereits im Neolithikum vor etwa 700 Jahren sollen Menschen in der Höhle Unterschlupf gefunden haben. Als Käselager wird die Kaltbach Höhle jedoch erst seit 70 Jahren verwendet – und das dank eines glücklichen Zufalls. Denn im Jahr 1953 hatten Schweizer Meister mehr Käse produziert, als sie in ihrem Räumlichkeiten unterbringen konnten. Auf der Suche nach einer Lösung, um das kostbare Lebensmittel zu retten, lagerten sie die Laibe in der Kaltbach Höhle. Denn diese war gross genug und schien den Meistern ein guter Ort für die Aufbewahrung der Laibe zu sein. 

Rund 100'000 Laibe

Während die Meister von damals noch mit einer geringen Menge des goldenen Lebensmittels begannen, lagert der Schweizer Milchprodukte-Hersteller Emmi heutzutage stolze 100'000 Käselaibe in Kaltbach. In einem 2,3 Kilometer langen Labyrinth aus Höhlengängen reifen die Käse dank des konstant kühlen wie feuchten Klimas und können per virtuellem Rundgang wie auch Führungen vor Ort bestaunt werden. 


Pia Schorlemmer
Pia Schorlemmer
Autorin
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