Netcooking im «Das Provisorium»
Wer gemeinsam isst, hat oft die besten Ideen – vor allem, wenn es um kulinarische Projekte geht. Dass diese auch gemeinsam umgesetzt werden, dafür sorgt «Das Provisorium».
Tagsüber wird hier Zürichs derzeit interessanteste Schokolade gegossen, das wahrscheinlich beste Baguette der Stadt gebacken und eine Koch-App programmiert, die Hobbyköchen helfen soll, neue, spannende Geschmackskombinationen zu entdecken. Am Abend gibt es dann Wein-Workshops mit vielversprechenden Namen wie «Schöner Saufen» – und all das ist nur ein kleiner Teil dessen, was im «Provisorium» passiert. Einen «Zürcher Foodhub» nennt Sven Friese das Projekt, das er gemeinsam mit Fred Schaerlig 2016 ins Leben gerufen hat. Friese kommt aus der Kommunikationsbranche und ist schon länger Slow-Food-Aktivist, Schaerlig arbeitete in der IT- und Finanzbranche und kochte immer schon gern. Als sich für die beiden die Möglichkeit ergab, eine Halle mit voll ausgestatteter Profiküche als Zwischennutzungsprojekt zu übernehmen, schlugen sie zu. Das Ziel: den Raum an andere Kulinarikbegeisterte unterzuvermieten, sei es als Büro, Werkstatt oder als Location für Veranstaltungen.
«Wenn man zusammensitzt und sich austauscht, kommen einem so viele Ideen, aber oft lösen sich diese Projekte dann schnell wieder auf, weil keiner sie verfolgt», sagt Friese. «Wir wollten diese Kreativität bündeln, Foodies eine Heimat geben und vernetzen. Wir haben uns gedacht: Im schlimmsten Fall haben wir für ein Jahr einen tollen Raum für uns.» Der Worst Case ist nicht eingetreten: Friese und Schaerlig konnten sich vor Interessenten bald nicht mehr retten. Als der Vertrag für das ursprüngliche «Provisorium» Ende 2017 auslief, suchten sie nach einer neuen Bleibe und übersiedelten in die «Alte Conditorei» der Bäckerei Buchmann in Zürich-Binz. Mittlerweile sind 15 Leute fix im «Provisorium» eingemietet, weitere zehn kommen immer wieder vorbei.
