Anne-Claire Schott

Anne-Claire Schott
© Leo Kloos Pictet Group

Next Generation: Schweizer Jungwinzer

Die nächste Winzer-Generation übernimmt langsam und stetig das Ruder. Falstaff hat für Sie die spannendsten Nachwuchswinzer des Landes ausfindig gemacht.

Das Weinland Schweiz ist in Bewegung. Etablierte Betriebe verschaffen sich mittlerweile durch bestechende Qualität immer mehr Gehör im Ausland und eine neue Generation von Winzern plant langsam, aber sicher die Übernahme. Wer die Protagonisten dieser neuen Winzergeneration sind? Falstaff hat sich auf die Suche gemacht und stellt Ihnen die spannendsten Betriebe und Personen vor. Eine Art Watchlist, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Schliesslich liesse sich über Derartiges nächtelang diskutieren, nicht wahr? Was alle Nachwuchswinzer jedoch gemein haben, ist aber wohl ein nachhaltiges Verständnis für den Umgang mit Rebberg und Natur. Eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren immer weiter zuspitzt, die notwendig ist und die letztendlich den grössten Genuss in die Flasche und aufs Glas bringt. Für jene Weingeniesser, die sich gerne inspirieren lassen, die neugierig sind und gerne ausprobieren, haben wir jeweils die interessantesten Weine der Betriebe beigestellt. Ein Best-of der neuen Generation des Schweizer Weinbaus.


Schott Weine – Anne-Claire Schott

Im pittoresken Dörfchen Twann am Bielersee tut sich seit einigen Jahren was. Die Protagonistin: Anne-Claire Schott. Seit 2016 bewirtschaftet sie das elterliche Weingut und verzaubert die Schweizer Connaisseurs mit ihren Tropfen. Zum Rebbau kam Schott über Umwege, zuerst machte sie einen Bachelor in Kunstgeschichte und Soziologie. Anschliessend folgten ein einjähriges Weinbaupraktikum in Genf und die Ausbildung zur Önologin in Changins. Bevor sie die Umstellung auf biodynamischen Weinbau wagte, setzte sie sich intensiv mit den Schriften von Rudolf Steiner auseinander und besuchte diverse Seminare. Eine Herausforderung, die in der ersten Zeit zu einigen Rückschlägen führte, dennoch blieb sie dran. Wein ist für sie ein lebendiges Produkt, das jedes Jahr anders ist und sehr stark von der Persönlichkeit beeinflusst wird. Wie ein Maler möchte sie mit den jeweiligen Traubensorten etwas Spezifisches ausdrücken. Und das gelingt ihr.

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93 Punkte – Aroma der Landschaft Blanc 2018

Maischevergorene Cuvée aus den Sorten Gutedel, Pinot Noir, Chasselas Pinot Gris, Sylvaner und Sauvignon Blanc. Im Betonei ausgebaut. In der Nase Zitrusnoten, gelbe Früchte und würzige Anklänge. Am Gaumen mineralisch und lang anhaltend. CHF 45,–
schottweine.ch


Tobias Weingut – Christoph Schmid

Dreissig Jahre lang lenkte Peter Schmid die Geschicke des 1866 gegründeten Bernecker Weinguts Tobias Schmid & Sohn. Weinbau hat in dem kleinen Ort eine lange Tradition, schon in der ältesten Bernecker Urkunde von 892 wurden Rebberge erwähnt. Im Jahr 2012 übergab Peter Schmid den Betrieb an seinen Sohn Christoph, der das Weingut nun in fünfter Generation führt. Nach der Übernahme wurden Weingutsname und Ausstattung mit Fingerspitzengefühl angepasst. Christoph Schmids Weine gedeihen an den sonnigen, steilen Rebbergen Bernecks und zeichnen sich durch eine lebendige, prägnante und moderne Art aus. Der junge Önologe verkörpert eine neue, aufregende Generation des Weinbaus im St. Galler Rheintal, das wohl zu oft in der Schweizer Weinwelt übersehen wird.

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90 Punkte – Tobias Pinot Noir G5 2013

Der G5 ist eine Selektion der besten Pinot-Lagen aus dem Weingut und reift im Barrique. Reife rote und dunkle Beeren in der Nase, dazu feine Röstaromen und rauchige Anklänge. Am Gaumen balanciert, saftig, ausgewogen, schöne Struktur und Säure. CHF 42,–
tobias-weingut.ch


Hamacht Weine – Simone Monstein

Simone Monstein aus Winterthur ist nicht nur Winzerin, sondern auch Malerin. Ihr Weingut mit dem Namen Hamacht umfasst zwei Hektar im zürcherischen Teufen. Zum Wein kam sie über ihre Tante, die Reben besass und sie fragte, ob sie diese übernehmen wolle. Heute wirkt die 39-jährige Winzerin in den Räumen von Schloss Teufen und setzt bei der Bewirtschaftung ihrer Reben auf Verzicht. Weder Herbizide noch chemisch-synthetische Dünger werden eingesetzt. Ihre Weine sollen letztendlich nichts weiter tun als ihre Umgebung widerspiegeln. Als freischaffende Künstlerin widmet sie sich dem impressionistischen Stil, ihre Werke zeigen vor allem Landschaften und Innenräume und wurden bei diversen Ausstellungen gezeigt. Kürzlich gewann sie ein Atelier-Stipendium, das sie für drei Monate nach Paris entführen wird.

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92 Punkte – Vieilles Vignes Pinot Noir 2016

Trauben von 50-jährigen Rebstöcken, ausgebaut über 12 Monate im Barrique. In der Nase komplex, mit Noten von Kirsche, Cassis und würzig-rauchigen Anklängen. Am Gaumen saftig, elegant und filigran. CHF 28,–
hamacht.ch


Weingut Bechtel – Mathias Bechtel

Mathias Bechtel wuchs im Weindorf Zizers auf. Reben hatte seine Familie keine, dennoch kam Bechtel früh in Berührung mit dem Weinbau. Seine Mutter nahm ihn regelmässig zur Weinernte mit, und das übte offenbar eine nachhaltige Wirkung auf ihn aus. Nachdem er an der Fachhochschule Changins zum Önologen ausgebildet wurde, arbeitete er für Urs Pircher in Eglisau als Kellermeister und schuf sich Schritt für Schritt nebenbei eine eigene Kollektion. Im Jahr 2015 übernahm er den Keller von Weinbau Ha­gartner in Eglisau und besticht seitdem vor allem mit seinen Weinen aus den Sorten Räuschling und Pinot Noir. Seine Kollektion umfasst mittlerweile satte 20 Weine. Dem Ort Eglisau scheint Bechtel gut zu tun, denn mit seiner Hilfe soll der vordere Stadtberg in Zukunft auf nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung umgestellt werden.

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92 Punkte – Chardonnay 2017

Vinifiziert in 500-Liter-Eichenfässern aus Südtirol. In der Nase feine Zitrusnoten, dazu florale Anklänge und ein Mix aus Buttrigkeit und Karamell. Am Gaumen saftig, präzise, mit deutlichem Reifepotenzial. CHF 24,50
bechtel-weine.ch


Provins Valais – Ilona Thétaz

Frauenpower ist bei der grössten Genossenschaft unseres Landes, der Provins aus dem Wallis, seit langer Zeit ein wichtiger Faktor. Weinmacherin Madeleine Gay prägte die Gewächse der Genossenschaft über viele Jahrzehnte hinweg, mittlerweile ist sie im Ruhestand.

Seit einiger Zeit ist nun aber eine neue Frau im Land und in der Genossenschaft: Ilona Thétaz. Die gebürtige Luzernerin wollte eigentlich Schauspielerin werden, verliebte sich dann aber ins Wallis und den Wein. Nach ihrer dreijährigen Lehre hatte sie noch nicht genug und macht nun eine weitere Ausbildung zur Önologin.

Als Mitarbeiterin des Önologie-Teams der Provins gestaltet sie bereits mit. Ihre Philosophie: Wein sollte die Region und das Terroir widerspiegeln und ohne intellektuellen Schnickschnack auskommen.

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90 Punkte – Amâ 2017

Nur 1000 Flaschen werden von Amâ produziert. Einem Wein, der die Liebe zum Wallis verkörpern soll. Der Rosé aus Diolinoir wurde über sechs Monate in Barriquefässern in der Staumauer der Grande Dixence gelagert und besticht durch seine dichte und intensive Art. Preis: k. A., provins.ch



Weingut Cruchon – Catherine Cruchon

Mit Umwegen über die USA und Südafrika sowie Israel landete Catherine Cruchon letztendlich doch im elterlichen Weingut in Morges – eine ordentliche Portion Erfahrung im Gepäck. Die junge Önologin war, wie soll es anders sein, natürlich schon früh mit dem Weinvirus infiziert. Schliesslich half sie ihrem Vater schon im zarten Alter von acht Jahren bei der Weinernte. Nach eigener Aussage wusste sie schon damals, dass sie irgendwann selbst Wein machen möchte. Heute ist sie im Weingut für den Keller sowie die Kommunikation verantwortlich. Dank ihrer Auslandserfahrung brachte sie frischen Wind in den traditionellen Betrieb. Biodynamische Bewirtschaftung und sorgfältige Weinbereitung sind ihr ein grosse Anliegen.

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93 Punkte – Altesse 2017

Seltene weisse Sorte, die fast ausschliesslich in den französischen Savoyen kultiviert wird. Extrem ausladende Nase mit Noten von Quitte, Honig sowie Nuancen von Tomatenkraut. Am Gaumen rund, mit einem gewissen Süsseeindruck und vitalisierendem Säuregerüst ausgestattet. Sehr langer Nachhall. CHF 20,–
henricruchon.com


Weingut Adank – Patrick Adank

Wer das Weingut Adank kennt, weiss um die formidablen Gewächse aus den Rebsorten Syrah und Pinot Noir des Weinguts aus der Bündner Herrschaft. Was Vater Hansruedi in den letzten Jahrzehnten aufbaute, wird sein Sohn in Zukunft weiterführen. Zunächst studierte er an der Fachhochschule für Weinbau im deutschen Geisenheim, anschliessend sammelte er Erfahrungen im Burgund und in der Champagne. Nach seinen Lehrjahren ist er seit einiger Zeit nun zurück im elterlichen Betrieb und bringt frischen Wind nach Fläsch. Gleich zum Start sorgte er mit dem Adank Brut Méthode traditionnelle für Aufsehen: ein Schaumwein, den man so in der Schweiz noch nicht gesehen hatte. Das Wissen für den perfekten Umgang mit den Pricklern lernte er direkt im Schaumwein-Epizen­trum, der Champagne. Da wird noch viel Spannendes folgen.

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94 Punkte – Adank Brut NV

Klassisch anmutende Nase mit Noten von reifen Äpfeln, Agrumen sowie Hefe- und Röstnuancen. Am Gaumen von einer feinen Perlage geprägt. Überaus feiner, präziser Säurefaden. Langer, harmonischer Abgang. CHF 32,–
adank-weine.ch


Komminoth Weine – Ralf Komminoth

Ralf Komminoth aus Maienfeld stammt aus einer Winzerfamilie, merkte jedoch bald, dass das elterliche Weingut zu klein und sein Vater noch zu jung war, um den Betrieb übernehmen zu können. Dem Generationenkonflikt ging er aus dem Weg, indem er erst mal zehn Jahre im Militär wirkte, unter anderem mit der Swisscoy im Kosovo. Anschliessend folgte ein längerer Aufenthalt in Asien, bevor er 2015 begann, das Weingut zu Hause auf Vordermann zu bringen. Rund vier Hektar bewirtschaftet Komminoth heute und hat das Winzern sicherlich im Blut. Sein Grossvater Hans-Peter war jahrzehntelang als Reb- und Kellermeister auf Schloss Salenegg aktiv, führte unter anderem die Drahtrahmenerziehung ein. Die Rebberge befinden sich zu einem Viertel in Terrassen um die Ruine Freudenberg im Kurort Bad Ragaz.

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91 Punkte – Riesling-Silvaner 2018

In der Nase frischer Apfel, Mango, Ananas und weisse Blüten. Am Gaumen straffe Säure, wirkt frisch und kommt mit etwas Honig am Gaumen daher, viel Zitrus, langer Abgang. CHF 16,40
ralfkomminoth.ch


Cave Caloz – Sandrine Caloz

Miège im Wallis ist der Schaffensort von Sandrine Caloz. Die älteste Tochter von Conrad und Anne-Carole Caloz zeichnet im elterlichen Weingut, der Cave Caloz, für den Keller verantwortlich. Die 39-Jährige studierte in Changins Önologie und stellt die dritte Familiengeneration dar. Rund sechs Hektar Rebberge oberhalb von Sierre, mit Blick auf das Rhône­tal und den beeindruckenden Pfynwald, umfasst das Weingut. Bearbeitet werden sie ausschliesslich biologisch, ganz ohne Chemie. Auch Sandrine Cavoz möchte vor allem eines tun, nämlich das Terroir abbilden, die Walliser Kalkböden und die Biodiversität, die in ihren Rebbergen herrscht. Mit Weinen aus den traditionellen Rebsorten wie Petite Arvine schafft sie das auf eindrückliche Weise.

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92 Punkte – Petite Arvine 2018

Paradebeispiel für einen Wein aus der klassischen autochthonen weissen Walliser Rebsorte. In der Nase viel Zitrusnoten mit Grapefruit, dazu kräutrig-würzige Anklänge. Am Gaumen schöne Säure, lange und salzig im Abgang.
cavecaloz.ch
Ausverkauft


Weingut am Steinig Tisch – Roman Rutishauser

Im Jahr 2015 übernahm Roman Rutishauser die Führung im elterlichen Weingut mit dem Namen Weingut am Steinig Tisch. Die Übergabe lief so, wie es sich viele Jungwinzer wohl wünschen: über Jahre hinweg, stetig und mit der vollen Unterstützung des Vaters Christoph Rutishauser.

Das Credo, höchste Qualität zu liefern, übernahm Roman Rutishauser gleich vom Vater und begeistert seitdem die Schweizer Weinlandschaft mit seinen Gewächsen. Die Reben gedeihen am Buchberg im St. Galler Rheintal, einem extrem steilen, südlich exponierten Hügelzug – dem letzten Ausläufer des Appenzellerlandes. Bewirtschaftet werden rund sieben Hektar Weinberge und rund acht verschiedene Rebsorten. Alles im Einklang mit der Natur und unter Förderung der Biodiversität.

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89 Punkte – Riesling-Sylvaner 2018

In der Nase reifes Kernobst und florale Anklänge. Dazu eine feine Würze. Am Gaumen frisch-fruchtig und äusserst einladend. Spritzig-frischer Riesling-Silvaner mit grossem Trinkfluss.
CHF 13,80
rutishauser-weingut.ch


Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2019

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