Restaurant der Woche: Château Gütsch
Das Luzerner Hotel «Château Gütsch» erstrahlt in neuem Glanz – inklusive neuem Küchenchef.
Man könnte auch mit dem Auto hinauffahren ins «Château Gütsch», aber zum Erlebnis gehört die Anreise per Standseilbahn. Ein paar Treppenstufen sind es dann noch bis zu dem frisch renovierten, von einem neuen Besitzer übernommenen Schlosshotel. In den letzten Jahren vermisste man hier in kulinarischer Hinsicht ein bisschen Elan, nun aber ist zu spüren, dass man sich abheben will vom Einerlei der Hotelgastronomie.
Ludovico De Vivo, der neue Küchenchef, ist einer, der nicht nur Italianità, sondern eigenen Stil mitbringt. Zuletzt war er auf Sizilien im Einsatz, aber auch die Schweiz ist ihm nicht fremd, sogar im «Noma» hat er schon Erfahrungen gesammelt. Was nicht bedeutet, dass hier High-End-Gastronomie angepeilt wäre; man serviert auch Alltagstaugliches.
Doch das Fassona-Rindstatar mit Thunfischsauce, Meerfenchel, Kapern und Austernblättern brachte mediterrane Aromen auf ziemlich aufregende Weise zusammen. Noch besser: die Gragnano-Spaghetti mit Kohlrabi, Burrata, ausgelösten roten Garnelen und Kaviar. Da versteht einer was vom Kochen! Dass die folgenden beiden Gänge etwas weniger begeisterten, ist nicht tragisch, schliesslich war das Hotel beim Test erst wenige Tage geöffnet. Geräucherter Schwarzer Kabeljau mit einer Mousse aus Yacónwurzeln war eine allzu weiche Komposition, der auch Sardellen-Garum und Lakritze nicht auf die Sprünge helfen konnten. Und die Crème brûlée mit Tonkabohnen geriet tadellos, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Noch etwas spannender könnte auch die Auswahl der offenen Weissweine sein, denn über Chablis von Louis Michel und ordentlichen Epesses ging es kaum hinaus.