Das Restaurant des Gastronomen besticht durch beeindruckendes Ambiente, eine offene Küche und unverwechselbare Kulinarik.
Wer mit Steyr das prächtige historische Ensemble rund um den Stadtplatz assoziiert, mag bei der Anfahrt zu Lukas Kapellers neuem Restaurant enttäuscht sein. Das dürfte aber die einzige Emotion dieser Art bleiben. Denn das Lokal im Dachboden eines Zweckbaus reiht sich ein in die Liga der aufregenden Genussorte Oberösterreichs. Mit überschaubarem Aufwand schuf Kapeller einen coolen dunklen Raum, bei dem sich die Blicke auf die helle Bühne der offenen Küche richten. Und damit man in knappen Zeiten auch ein bisserl was verdient, gibt’s ein schlankes Personalkonzept: ein Lehrling, mit Kapeller und Michael Schlöglhofer zwei Köche, die auch servieren.
Und Carina Kaiser (zuvor »Rahofer« in Kronstorf) sorgt für den Wein. Sie hat eine schöne Startkollektion – vorwiegend im leistbaren Segment – zusammengetragen. Zu entscheiden ist wenig – sechs oder acht Gänge zu wohlfeilen 115 oder 135 Euro. Gleich mal aufregend: ein Happen aus Zitronenhuhn mit Karfiolcreme und peppiger Bouillon im Sockel darunter. Wie man einen Pflanzengang spannend aufbaut, zeigt die Urkarotte mit Buchweizen und Kren: süß, sauer, krachig, scharf – alles da. Dann »altes« Handwerk in Gestalt einer gefüllten Hühnerkeule mit geräucherter Sellerie, Nussbutter auf Rollgerstlrisotto. Seine Mentalreservation gegen Waller gab Kapeller bei einem Kronstorfer Prachtexemplar auf – kernig im Biss, dazu Dashi, Spitzpaprika und kandierter Ingwer. Großartig. Übrigens – gar nicht wenige erinnern sich noch an Kapellers erste Ära in Steyr, von 2007 bis 2016 sorgte er hier schon einmal für Furore, bevor er aus familiären Gründen leisertrat. Und ganz offenbar wurde er vermisst – frühzeitige Reservierung sei äußerst angeraten.
Essen 47 von 50
Service 19 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 93 von 100
€€€
