Kein Platz für (Spaß-)Bremsen: Das Zillertal bietet neben Hunderten Kilometern Piste auch Rodelstrecken für Wintergenuss im Vollgasmodus.

Kein Platz für (Spaß-)Bremsen: Das Zillertal bietet neben Hunderten Kilometern Piste auch Rodelstrecken für Wintergenuss im Vollgasmodus.
© Erste Ferienregion im ZILLERTAL / Andi Frank

Tirol: Tipps für Genuss abseits der Pisten

Die Tiroler Bergwelt lässt sich abseits der Pisten auch auf Kufen, aus der Luft oder in tierischer Begleitung erkunden. Die passende Einkehrmöglichkeit ist aber nie weit entfernt.

Der Himmel über dem Zillertal ist weit. Und für Armin Fankhauser doch zum Greifen nahe. Er hängt an dünnen Spezialschnüren unter einem 26 Quadratmeter kleinen Stück Kunststoff hoch oben über dem 2095 Meter hohen Penken. »Paragleiten bedeutet für mich Leidenschaft und ultimative Freiheit«, sagt Fankhauser. »Der Schritt in die Luft ist sehr speziell«, beschreibt er sein Hobby, das er seit den 1990er-Jahren pflegt und mittlerweile zum Zweitberuf gemacht hat.

Fankhauser bietet zum einen Tandem­flüge für Gäste an. Zum anderen hat er sich seit zwanzig Jahren der Edelbrand- und Likörproduktion verschrieben. Was damals mit Vogelbeerschnaps begann, ist mittlerweile zu einem umfangreichen Portfolio aus einer der höchstgelegenen Brennereien Österreichs gewachsen. Neben sortenreinen Obstbränden und sämig-süßen Likören hat er auch Spezialitäten wie ein im Eichenfass gereiftes Obst-Cuvée oder eine mit Honig verfeinerte »gebrannte Zirbe« im Sortiment. Mit »ein lieblicher Dessertschnaps zum Espresso«, liefert Fankhauser ein vielversprechendes Genussversprechen – ähnlich einem Paragleitflug vom Penken hinunter nach Mayrhofen. »Wenn man da abhebt und das Panorama des Zillertaler Hauptkamms mit den Wäldern und schneebedeckten Gipfeln vor sich und den imposanten Talkessel gut 1500 Meter unter sich hat, ist das eine andere Dimension«, schwärmt er.

Foto beigestellt

… und Action!

In Fankhausers Nachbarschaft, in Tux-Lanersbach, sorgt Sebastian Stock dafür, dass auch Geschmacksnerven zu paragleitähnlichen Höhenflügen abheben. An seinem Chef’s Table im »Bergfried« herrscht beste Thermik für Rundflüge durch einen ganz eigenen Geschmackskosmos mit direkten Einblicken in die Küche. Begleitet werden die neun Gänge von bestens auf das Menü abgestimmten Weinen. In »Brugger’s Genießerhotel Lanersbacher Hof« wiederum ist es Toni Fercher, der für geschmacksintensive Genusserlebnisse rund um seine Signature-Kreation vom Tuxer Steinschaf sorgt, und dabei dank kunstvoller Präsentationen auch den Augen eine optische Vollpension mitliefert.

Wer nach Alternativen zu den 544 Kilometern Skipisten und dem Para­gleiten sucht, wird im wohl bekanntesten Tiroler Inn-Seitental fündig. Einerseits kann man am Spieljoch und auf der Bichlalm die fein präparierten Rodelbahnen testen. Andererseits kann man am Ahorn in Mayr­hofen die Enkel-Variante des guten alten Schlittens ausprobieren, die Generation Z der Rodelszene quasi: Beim »PistenBock« handelt es sich um eine Lenkschlittenkonstruktion, bei der die Kufen unter der Sitzfläche in einen fixierten Hinterteil und einen beweglichen Vorderteil unterteilt sind. Gelenkt wird durch Druck mit den Füßen auf die gewünschte Seite der Vorderachse.

Beim Snowtubing bleibt gezieltes Lenken dagegen eher ein Zufallsprodukt. Maximaler Spaß dagegen ist garantiert, wenn man in einer Art übergroßem Schwimm­reifen sitzend die Rodelbahn am Gerlosstein »hinunterkreiselt«. Im Tal warten mit dem »Rocky 7« im architektonisch auffälligen »Hotel Zillergrund« in Mayr­hofen (wo Alexander Hönigsberger spezielle Acht-Gänge-Menüs kreiert) oder dem »Heleni« im »Posthotel« in Zell (mit seiner bodenständig-geradlinigen, aber unbeschwert-kreativen Küchenlinie) Zieladressen für dichte Verwöhnmomente.

»Ein sehr hochs Gepürg«

Zurück im Inntal hat man dann die Qual der Wahl: entweder Richtung Westen nach Seefeld oder nach Osten in die Region Wilder Kaiser-Kitzbühel. »Der Kayser, ein sehr hochs Gepürg, so einer kaiserlichen Cron gleich ist« – so wird der markante Gebirgszug aus Kalk nördlich von Kitzbühel in einer über 400 Jahre alten Landkarte beschrieben. An diesem imposanten Erscheinungsbild hat sich seither nichts geändert. Nur dass sich seither mehr als 80 Liftanlagen und 270 Pistenkilometer in die Landschaft geschlichen haben und für ein entsprechend vielseitiges Angebot sorgen. Aber auch ohne Ski und Snowboard lässt sich der Winter zwischen Ellmau, Going, Scheffau und Söll in sämtlichen Höhenlagen hautnah erleben.

Ob bei den wöchentlichen Genusswanderungen, bei denen regionale Kreisläufe und lokale Spezialitäten erklärt (und verkostet) werden, oder mittels eigens aufgelegtem Winterwanderpass, der täglich zwei Berg- und Talfahrten nach Wahl ermöglicht und damit den Bewegungsradius beträchtlich erweitert. Wer dabei auf Einsamkeit verzichten möchte, kann auf tierische Begleitung zurückgreifen: Vom »Koglhof« in Ellmau aus starten regelmäßig Wanderungen mit Lamas. Die aus Südamerika stammenden zotteligen Vierbeiner sind neben Pflanzen- auch Stressfresser.

Der Entschleunigungsfaktor für den Menschen ist hoch, wenn er Schulter an Schulter mit den Lamas durch den Schnee stapft. Nicht immer ist dabei eindeutig, wer eigentlich führt, denn die Huftiere haben nicht nur spitze Ohren und große Augen, sondern auch einen starken Willen und jedes für sich einen eigenen Charakter. Gesorgt ist damit jedenfalls für ausreichend Gesprächsstoff beim abendlichen Genussspektakel im »Kulinarium« von Günter Lampert und David Wagger im »Kaiserhof« oder im »Bär« in Ellmau, wo mit dem gebürtigen Kärntner Herbert Wieser jetzt ein neuer Mann am Herd für raffinierte Geschmackserlebnisse mit regionaler Herkunft verantwortlich ist. Die Dichte an gastronomischen Spitzenadressen im weitläufigen Reich des Wilden Kaisers ist aber inzwischen so hoch, dass ein handelsüblicher Urlaub ohnehin nicht reicht. Denn hat man Fixgrößen wie den »Stanglwirt« in Going oder die »Krummerei« am Söller Hauptplatz durch, wartet noch das nahe Kitzbühel.

Tierische Lehrmeister für Gelassenheit: Lamas führen einen weg vom Stress des Alltags.
© Kitzbühler Alpen PillerseeTal / Sportalpen
Tierische Lehrmeister für Gelassenheit: Lamas führen einen weg vom Stress des Alltags.

In der Gamsstadt

In der Gamsstadt wird die kalte Jahreszeit zelebriert wie kaum anderswo in den Alpen. 8300 Einwohner, das wichtigste Rennwochenende im Skiweltcup, hochkarätige Gastronomie und eine fast magnetische Wirkung auf internationales Publikum ergeben einen Mix, der die Stadtgemeinde zur Wintermetropole (zumindest) West­österreichs macht. Das Portfolio an Möglichkeiten, die Tagesfreizeit in den Bergen zwischen Hahnenkamm und Kitzbüheler Horn zu verbringen, ist umfangreich, das Angebot an abendlichen Gourmetadressen ebenso dicht.

So schafft es Marco Gatterer im »Restaurant Berggericht«, Einflüsse seiner Tiroler Heimat mit französischer Haute Cuisine auf symbiotische Weise zu verbinden und avantgardistische Gerichte zu kompilieren, die den Gaumen verzaubern. Ebenfalls nach Frankreich streckt man im »Tennerhof« die kulinarische Hand aus, im »Sonnbühel« ist es der mediterrane Raum, der Spuren am Teller hinterlässt. Eine europäisch-asiatische Cross-over-Linie verfolgt indes »Lois Stern« in seiner offenen Schauküche in Kitzbühel seit Jahren. Noch radikaler bringt man nur im »Weißen Rössl« Asien in die Alpenstadt. Das »Zuma« zieht während der Wintermonate als Pop-up-Restaurant ins Kitzbühler Traditionshaus ein und bringt japanische Küche auf höchstem Niveau. Dieses internationale Konzentrat lässt der traditionellen Alpinküche anderswo – ob am Berg oder im Ort – ausreichend Platz zu brillieren, beispielsweise im »Bichlhof« oder im »Kaiserhof«.

Sie alle liefern den kulinarischen Sound­track zum eigentlichen Hauptgericht der Region: 233 Pistenkilometer, angerichtet auf 575 Hektar und erschlossen durch 57 Liftanlagen. Bei den beiden neuesten Anlagen (Gauxjoch, Trattenbach) setzt man auf Nachhaltigkeit durch neue Technik. So wird auf Basis der konkreten Zutrittsdaten bei der Talstation nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Sitzheizung am Lift bedarfsgerecht und damit energiesparend gesteuert.

Dauerbrenner: Der »Stanglwirt« am Fuße des Wilden Kaisers.
© Robert Kittel
Dauerbrenner: Der »Stanglwirt« am Fuße des Wilden Kaisers.

Sanfter Winter in Seefeld

Wer sich Rummel grundsätzlich ersparen will, findet weiter westlich in Seefeld die passende Kulisse. 34 Lifte sind es auch hier, die für Abwechslung sorgen, der Fokus am Hochplateau über Innsbruck liegt aber ganz klar auf Langlaufen und Winterwandern. Das 245 Kilometer lange Loipennetz verbindet die fünf Orte zwischen Seefeld, Leutasch und Reith, ein kostenloser Busdienst erleichtert Transfers.

Die atemberaubende Kulisse auf das Wetterstein- und Karwendelgebirge beeindruckt nachhaltig. Begleitend sorgen Häuser wie das »Alpin Resort Sacher« oder die »Seefelder Stube« im »Marcati Hotel« für kulinarische Versorgung. Und auch der Himmel geizt nicht und beschenkt das Plateau mit 2400 Sonnenstunden pro Jahr – am besten genießbar beim Spaziergang durch das Naturschutzgebiet rund um den Wildsee, der der kleinen Siedlung »Sevelt« (Feld am See) schon vor 1000 Jahren ihren damals erstmals urkundlich erwähnten Namen gab.

Wohlfühlmomente auf allen Ebenen: In der Wellness- und Spa-Landschaft samt Outdoor-Pool im Hotel »Der Bär«.
© Peter Rigaud
Wohlfühlmomente auf allen Ebenen: In der Wellness- und Spa-Landschaft samt Outdoor-Pool im Hotel »Der Bär«.

TIPPS & ADRESSEN

Zillertal

Brugger’s im Lanersbacherhof
Toni Fercher fusioniert Tiroler Tradition mit internationaler Inspiration und einer geschmacks-intensiven Vitalküche.

Lanersbach 388, 6293 Tux
T: +43 5287 87256, lanersbacherhof.at

Genießerstube im Alpenhof
»Alpine Taste« nennt sich die spezielle Küchenlinie, die Maximilian Stock kreiert hat. Er greift dabei auf regionale Grundprodukte und Fleisch vom eigenen Hof zurück.

Hintertux 750, 6293 Tux
T: +43 5287 8550, alpenhof.at

Lamark Stube
Erstklassige Handwerkskunst und ein feines Gespür für das Besondere zeichnen Alexander Fankhauser aus. Die bestens kuratierte Weinauswahl vervollständigt die Perfektion.

Hochfügen 34, 6264 Fügenberg
T: +43 5280 225, lamark.at

Rocky 7 im Zillergrund
Das Hotel ist eine architektonische Auffälligkeit, die Küche von Alexander Hönigsberger eine kulinarische. Mehrgängige Menüs mit Genuss-garantie.

Zillergrund 903, 6290 Mayrhofen
T: +43 5285 62377, zillergrund.at

Bergfried
Wenn sich der Vorhang zu Sebastian Stocks Chef’s Table öffnet, findet höchste Kochkunst auf die Bühne. In den Hauptrollen: alpine und mediterrane Küche in spektakulärer Inszenierung.

Lanersbach 483, 6293 Tux
T: +43 5287 87239, bergfried.at

Kitzbühel

Berggericht
Marco Gatterer zieht die Inspiration für sein »Alpine Fine Dining« aus der heimischen und französischen Küche und kreiert daraus ein aromareiches Geschmackswunder.

Hinterstadt 15, 6370 Kitzbühel
T: +43 670 6045450, berggericht.at

Tennerhof
Frankophiler Akzent in Tiroler Spezialitäten, mit der eleganten Handschrift von Johannes Denk. Dazu eine zeitgenössische Tafelkultur. Ein Gesamterlebnis.

Griesenauweg 26, 6370 Kitzbühel
T: +43 5356 63181, tennerhof.com

Zuma
Zeitgenössische japanische Gerichte und Sushi-Variationen auf internationalem Top-Niveau finden hier den Weg an den Fuß des Hahnenkamms.

Bichlstraße 5, 6370 Kitzbühel
T: +43 5356 71900, roesslkitz.at

Neuwirt
Das Trio Martina Feyrsinger, Alexander Knelle und Jürgen Kleinhappl bietet die gesamte Bandbreite von vegetarisch bis Steak – und dazwischen Traditionelles aus Tirol.

Florianigasse 15, 6370 Kitzbühel
T: +43 5356 691158, neuwirtkitz.com

Region Wilder Kaiser

Der Bär
Neuer Küchenchef, alte Qualität: Der Bär steppt auch unter Herbert Wieser und überzeugt mit feinen Kompositionen aus regionalen Produkten.

Kirchbichl 9, 6352 Ellmau
T: +43 5358 2395, hotelbaer.com

Kulinarium im Kaiserhof
Günter Lampert ist Garant, dass auch bei täglich wechselndem Menü die Qualität stabil im höchsten Niveau serviert wird.

Harmstätt 8, 6352 Ellmau
T: +43 5358 2022, kaiserhof-ellmau.at

Leitenhof
Margarete Hautz und Alexander Schmiedhofer greifen bei den Zutaten für ihre Küche tief in die regionale Schatzkiste, dazu eine gut sortierte Weinkarte.

Leiten 33, 6351 Scheffau am Wilden Kaiser
T: +43 5358 73370, hotel-leitenhof.at

Seefeld

Alpin Resort Sacher
Die Küche des Fünf-Sterne-Superior-Hotels ist mehrfach ausgezeichnet. Geboten wird Fine Dining, das seine Tiroler Wurzeln nicht versteckt.

Geigenbühelstraße 185, 6100 Seefeld
T: +43 5212 22720, astoria-seefeld.com

Seefelder Stube

Österreichische Spezialitäten oder italienische Klassiker oder ein grundehrliches Surf-&-Turf-Duett? Hier hat man die Qual der Wahl.

Innsbrucker Straße 23, 6100 Seefeld
T: +43 5212 2383, marcati.at

Triendlsäge
Der verschneite Wald im Hintergrund liefert einen idyllischen Rahmen für original Tiroler Wirtshausküche und heimische Klassiker.

Triendlsäge 259, 6100 Seefeld
T: +43 5212 2580, triendlsaege.at


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Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

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Klaus Höfler
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