Rund um den Millstätter See liegen zirka 30 große Kärntner Skigebiete mit über 800 Kilometer bestens präparierten Pisten. Auch das Schneeschuhwandern ist sehr beliebt.

Rund um den Millstätter See liegen zirka 30 große Kärntner Skigebiete mit über  800 Kilometer bestens präparierten Pisten. Auch das Schneeschuhwandern ist sehr beliebt.
© Millstätter See Tourismus

Winterurlaub in Kärnten: Die besten Adressen für Genuss und Entschleunigung

Neben den Schönheiten der Natur und der Ruhe der Regionen gibt es im südlichsten Bundesland Österreichs viel Kulinarik zu entdecken.

Sie war wohl das, was man heute als Powerfrau bezeichnet. Maria Pulverer übernahm 1926 mit ihrem Mann Josef den Pulverer Hof in Bad Kleinkirchheim. Die sechsfache Mutter war begnadete Köchin, begeisterte Anglerin und die erste Jägerin Kärntens. Gemeinsam mit ihrem Gatten führte sie ein Sägewerk mit 150 Holzknechten und eröffnete am Hof eine kleine Jausenstation. Bald wurde aus der Jausenstation ein kleines Gasthaus.

Heute ist dessen »Loystub'n« Herzstück des Gourmet­restaurants im familiengeführten Hotel. Zeugen dieser steilen Erfolgsgeschichte sind noch sichtbar: Die alten Bauernschränke im gesamten Haus stammen zum Teil noch aus dem Sägewerk von Josef. Die Krickerl an den Wänden der Gaststube sind Trophäen von Maria Pulverer. In dieser Kulisse werden heute Gerichte serviert, die ihre Wurzeln ebenfalls nicht verleugnen. Der neue Küchenchef Tino Bahn greift zu Produkten aus der hoteleigenen Landwirtschaft sowie aus dem eigenen Fischwasser und dem eigenen Obst- und Gemüsegarten. Wo die Selbstversorgung nicht klappt, setzt man auf Produkte aus der Region.

Die Skiregion Bad Kleinkirchheim bietet mit 24 Bahn- und Liftanlage und über 100 Pistenkilometern ein Skivergnügen in jeder Schwierigkeitsstufe.
© Mathias Prägant
Die Skiregion Bad Kleinkirchheim bietet mit 24 Bahn- und Liftanlage und über 100 Pistenkilometern ein Skivergnügen in jeder Schwierigkeitsstufe.

In Ruhe essen

Diese Fokussierung auf regionale und saisonale Rohprodukte und eine daraus generierte Slow Food-Gourmetküche, die auf eine möglichst schonende, manchmal zeitintensivere Zubereitung setzt, zieht sich durch den gesamten Ort. Man findet sie bei Alain Berry, dem aus Frankreich stammenden Küchenchef des »Felsenhof«, am Ostende des Orts. Ähnlich konzentriert man sich im »Ronacher« im Zentrum Kleinkirchheims auf Zutaten, die keine lange Anreise hinter sich haben und verarbeitet sie nach Rezepten aus der Region. Fast alternativlos wird so die kulinarische Tradition hochgehalten. Im Westen des Orts ändert sich zwar die Kulisse von einem gediegenen Hotelflair in eine urige Hüttenatmosphäre, bei der Küchenlinie bleibt man aber auch in »Trattlers Einkehr« bei Oberkärntner Saibling und süßem Reindling dem Entschleunigungsmotto treu. Für »Vollgas« sind die Pisten reserviert.

In unmittelbarer Nähe zum »Trattler« geht es beidseitig bergwärts. Die Sonnwiesenbahn bringt Skifahrer nordseitig hinauf auf die Nockalm, über den Trattniglift und die Maibrunnbahn erreicht man auf der Südseite die Maibrunnbahn, und nach ein paar feinen Ab- und Liftfahrten, die architektonisch nicht zu übersehende Kaiserburgbahn-Bergstation. Rund 100 Kilometer Pisten auf breiten, weitläufigen, Hängen sind es insgesamt, mit denen Bad Kleinkirchheim sämtliche Ansprüche bedient – von der gemütlichen Familienabfahrt bis zur rasanten »Schwarzen« für geschwindigkeitshungrige Profis. Letztere kommen auf der nach dem prominentesten Sohn der Region benannten und weltcuperprobten Abfahrt »Kärnten – Franz Klammer« auf ihre Rechnung. 23 Hütten entlang der Pisten gefährden allerdings die Jagd nach Zwischenbestzeiten. Denn abschwingen und abschnallen lohnt sich. Allein wegen der Aussichten in die Karawanken oder die Hohen Tauern, während unten im Tal gleich zwei ortseigene Thermen dampfen. Diese Mischung aus warmem Wasser und weißem Winter macht Bad Kleinkirchheim besonders.

Wasser und Berg gibt es zwar auch auf der Turracher Höhe, hier friert bei ausreichend winteradäquaten Temperaturen der See am Hochplateau aber so dick zu, dass Skifahrer ihn als Verbindungs-­»Piste« zwischen den beiden Skibergen nutzen können. Entweder man bewältigt die »Over Sea«-Passage entlang der ins Eis gerammten Markierungsstäbe mit Muskelkraft, oder man greift zum Seil des regelmäßig hin- und herpendelnden Seetaxis, einem Minitraktor oder Quad, die ihre Reifen gegen kleine Gummiraupen eingetauscht haben. Die verschneite Almlandschaft beheimatet unter den Gipfeln von Kornock, Rinsennock und Schoberriegel 15 Seilbahnen und Skilifte mit 43 Kilometer Piste. Zentraler Treff- und Einstiegspunkt bleibt aber der See in der Mitte. Rund um ihn haben sich Erholungsoasen entwickelt, die sich nicht mit feiner Kulinarik begnügen, sondern immer auch die sie umgebende Natur in ihr Genussprogramm miteinbeziehen. Geboten wird ein das ganze Jahr umfassender Katalog an Aktivitäten: Schwimmen im Sommer, Angeln im Herbst, Skifahren im Winter, Wandern im Frühjahr. Und ganzjährig feines Essen. So bietet der von den Bali-Heimkehrern Sabine und Alexander Springenschmidt geführte und runderneuerte »Jägerwirt« neben feinem Wild aus der Eigenjagd auch geschmacklich nuancierte vegane und vegetarische Gerichte. Auch im »Gasthaus zum Bergmann« auf der steirischen Seite dieses bundesländerverbindenden Grenzbergs liegt der Schwerpunkt auf Kreationen aus den eigenen Wildbeständen. Im »Hochschober« wiederum geht es nicht nur im Wellnessangebot international zu: In die alpine Umgebung wurden ein orientalischer Hamam und der auffällige, als Teehaus und Yoga-Rückzugsort benutzte Chinaturm, implantiert. Zusammen mit der gut sortierten Bibliothek dienen sie als Hideaways vom Stress.

Alpe-Adria Angebot

In der Küche setzt man auf Crossover-­Kompositionen Marke »Alpe-Adria«. Den Trend zu veganen Gerichten macht man hier nicht mit – man hat diese Linie als eines der ersten Hotels in Österreich schon seit ­zehn (!) Jahren im Angebot. Bei den Zutaten vertraut man im fast hundertjährigen, von Karin Leeb und Martin Klein geführten Familienbetrieb, auf das Potenzial der eigenen Umgebung. Fast 50 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel kommen direkt aus der Region, rund die Hälfte davon stammt aus biologischer Erzeugung. Dass das Gebiet zudem Europas größte zusammenhängende Zirbenwälder beheimatet, spiegelt sich bei den Betrieben auf den letzten Seiten ihrer Getränkekarten wider - dort, wo die hochprozentigen Verwandten von Säften, Bier und Wein gelistet sind.

Familiendorf

Zwischen den beiden Skigebieten in Bad Kleinkirchheim und auf der Turracher Höhe liegt mit dem 2300 Meter hohen Falkert ein fast bilderbuchartiges Beispiel für die sanfthügeligen, aber doch markanten Nockberge. An dessen Ostseite bei Seebach hat sich auf 1400 Meter Seehöhe mit dem »Almdorf Seinerzeit« eine Hotelanlage, bestehend aus 51 Chalets, in zwei traditionellen Almdörfern großzügig ausgebreitet. Das Refugium bietet Erholung und Essen auf hohem Niveau und ist perfekter Ausgangspunkt für Erkundungen des Falkerts mit Wander- oder Schneeschuhen oder Tourenski.

Für einen Familienskitag bietet sich die Hochrindl an, für Winterspaziergänge rund um den See das nur eine halbe Autostunde entfernte Millstatt. Bei Tangern an der Westspitze des Millstätter Sees trifft man im »Moerisch« die »Alpe-Adria«-Küche wieder – hier auf höchstem Niveau zelebriert im À-la- carte-Restaurant des Hotels: Kresseschaumsuppe mit hausgemachtem Lardoschinken, Brust vom Schwarzfederhuhn auf Trüffelkartoffel, Piccata von der Melanzani. Das im Laufe seiner 150-jährigen Geschichte von einem kleinen Gasthaus zu einermondänen Hotellandschaft angewachsene Haus schafft in seinem Speisenangebot den spannenden Spagat zwischen alpenländischer Deftigkeit und mediterraner Leichtigkeit mit Bravour.

© Millstaetter See Tourismus

Kulinarische Nachbarn

Auch am Nassfeld trifft sich das Beste aus diesen beiden Welten. Was nach Regierungserklärung klingt, ist im konkreten Fall eine Zustandsbeschreibung des gastronomischen Angebots. Hier macht sich die unmittelbare Nachbarschaft zu Italien nämlich auch kulinarisch bemerkbar. Regionale Kärntner Küche mit Kasnocken, Bergforelle und Speck begegnet hier in Fußläufigkeit Mangiare all'Italiana in den italienischen Ristoranti mit Pizza, Pasta und frischem Fisch aus der Adria. Man braucht auf der Passhöhe nur über die Grenze zu gehen. Dieses kulinarische und staatsterritoriale Crossover verleiht dem Skigebiet - einem der südlichsten Österreichs, mit 110 Pistenkilometern aber jedenfalls Kärntens größtem – einen unverwechselbaren Charme. Das alpine Panorama nährt dieses Asset. Im Norden thronen die Hohen Tauern mit dem majestätischen Großglockner. Im Westen ragen die Karnischen Alpen und die schroffen Spitzen der Dolomiten in den Himmel. Und im Süden reicht der Blick über die Julischen Alpen und Karawanken bis tief ins benachbarte Italien und Slowenien.

Zu den Hardfacts gehören aber auch die Softskills: die vier Hochtäler bekommen pro Jahr hundert Sonnenstunden mehr ab als ihre topografischen Kollegen nördlich der Alpen – so etwas strahlt aus und zieht Gäste an. Sie können hier unter Sonnenschirmen und auf Terrassen, in Liegestühlen und Strandkörben das Dolce far niente genießen. Kulinarisch erstklassig verwöhnt wird man beispielsweise im »Wulfenia« bei Küchenchef Stephan Gerstner oder in gleich zwei Häusern der Falkensteiner-Gruppe (Sonnenalpe und Hotel & Spa Carinzia), wo der erwähnte italo-carinthische Geschmacksmix ebenfalls Stammgast am Menüplan ist. Auch draußen funktionieren die bilateralen Geschäftsbeziehungen zwischen den Nachbarregionen: Schlechtwetterfronten werden taxfrei Richtung Süden weitergelotst, importiert werden im Gegenzug Sonne und jene Wolken aus dem Adriaraum, die ausreichend Neuschneemengen für »Powder«-Tage abseits der Pisten liefern. Oder um auf den Pisten zwischen Zweikofelbahn, Gartnerkofel-Sessellift und Trogkofelbahn einen Konditionstest zu absolvieren – beispielsweise auf der »Carnia«. Mit 7,6 Kilometern ist sie die längste Abfahrt des Skigebiets, in das zuletzt knapp sieben Millionen Euro investiert wurden. Alles ist bereit für den Winterspaß.

Adressen

Trattlers Einkehr
Slow Food findet hier in Form von Oberkärntner Forellen und Saiblingen, als Steak von österreichischen Kälbern oder als saftiger Kärntner Reindling auf die Karte.
Teichstraße 7, 9546 Bad Kleinkirchheim, T: +43 42408114
trattlerhof.at

gellius
Das Restaurant im bekannten Thermalrömerbad besitzt mit Brigitte Gell eine Gastgeberin voller Herzlichkeit. Ein Klassiker auf der Karte ist die Piccata Milanese.
Dorfstraße 74, 9546 Bad Kleinkirchheim, T: +43 6642126526
gellius.at

Das Ronacher
40 Kräuter wachsen im hauseigenen Garten. Man trifft sie wieder auf den Gerichten aus der Vital-Küche. Im Keller warten 5000 Weinflaschen.
Thermenstraße 3, 9546 Bad Klenkirchheim, T: +43 4240282
ronacher.com

Loystub’n
Südliches Temperament trifft in 400 Jahre alten Mauern auf alpine Bodenständigkeit, Pasta auf Kärntner Schupfnudeln und mediterrane Leichtigkeit auf herzhafte Hausmannskost.
Thermenstraße 4, 9546 Bad Kleinkirchheim, +43 4240744
pulverer.at

Kirchheimerhof
Das junge Küchenteam holt sich aus Großmutters Kochbuch die Inspirationen für feine Traditionsspeisen.
Maibrunnenweg 37, 9646 Bad Kleinkirchheim, T: +43 4240278
kirchheimerhof.at

Wulfenia
Küchenchef Stephan Gerstner und sein Team verbinden alpinen Geschmack mit mediterranen Aromen sowie Kreativität mit Hingabe. Das schmeckt man.
Sonnenalpe Nassfeld 7, 9620 Hermagor, T: +43 42858111
hotelwulfenia.at

Hochschober, 3 Gabeln
Inbegriff für eine erholsame Auszeit in den Bergen. Entsprechend verwöhnt auch die Küche mit der Fülle an regionalen Köstlichkeiten und Ausflügen in die Alpen-Adria-Kulinarik.
Turrache Höhe 5, 9565 Turracher Höhe, T: +43 42758213
hochschober.com

Zum Bergmann
Hier geht es wild zu: Rehtatar &Trüffel und Turracher Hirsch mit Portweinkirschen gelingen köstlich, auch eingelegte Lachsforelle und der gebratene Lammrücken stehen um nichts nach.
Turrach 3, 8864 Turrach, T: +43 3533275
gasthauszumbergmann.at

Jägerwirt
Das architektonisch auffällige Seehotel wurde von Sabine und Alexander Springenschmidt runderneuert, das Wild-orientierte Küchenangebot um feine fleischlose Kost ergänzt.
Jägerwirtsiedlung 63, 8864 Turracher Höhe, T: +43 42758257
seehotel-jaegerwirt.at

Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2023

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Klaus Höfler
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