Das »rien« entstand im ehemaliegen Café Griensteidl.

Das »rien« entstand im ehemaliegen Café Griensteidl.
© Ian Ehm / friendship.is

Bachls Restaurant der Woche: rien

Im ehemaligen »Griensteidl« bietet ein Trupp junger Menschen Küche von ordentlich bis herzerfrischend, aufregende Patisserie, Naturweine und spannende Cocktails.

Es ist stets erstaunlich, wozu sich Balkonmuppets versteigen, ohne irgendwas zu wissen. Als der erste Artikel über die Zwischennutzung des einstigen Café Griensteidl online war, dauerte es Sekunden und die ersten suderten, dass von einem Lokal namens »rien« absolut »nichts« zu erwarten sei. Dabei ist das »rien« alles andere als nichts, der Name resultiert aus der Stilllegung einiger Buchstaben des Vorgängers. Das Gejammer um den Niedergang der Kaffeehauskultur geht an der Realität vorbei, das »Griensteidl« war eine gerade 27 Jahre alte Inszenierung der sterilen Sorte mit dem grellsten Licht der Stadt.

Nun zog dort temporär und jedenfalls bis Ende Jänner 2018 ein Trupp junger Menschen ein und bespielt den Ort neben der Hofburg lebendiger, als er je war. Alle zu nennen, sprengt der Rahmen. Philipp Haufler kennt man u.a. vom Projekt »Feldküche«, Patissiere Viola Bachmayr-Heyda lernte bei Pierre Reboul. Die Köche Lucas Steindorfer und Simon Kotvojs werkten bei Christian Petz und im »Mochi«.

Beim Essen reicht das Pendel von Frühstück bis feine Küche und von ordentlich bis herzerfrischend. In letztere Abteilung fallen gebackene Austernseitlingen mit Salzgurken-Mayonnaise. »Seeviche« ist eine österreichische Spielart von Ceviche und mit Sauerkraut und Pfefferoni ein lustiger Happen. Ganz toll: Wurzelwaller mit Erdäpfeln, Apfelkren und brauner Butter. Bei den Speckrahmkutteln mit Fisolen blitzt die Petz’sche Schule durch.

Zu trinken gibt’s allerlei aus der Naturweinecke und spannende Cocktails von Barchef Hubert Peter. Einmalig: Tannenlikör – Weihnachten in flüssiger Form. Nicht zu vergessen: die aufregende Patisserie, siehe die subtil geschichtete Mohn-Haselnusstorte mit Ganache, Marzipan und Powidl.

PS. Auch viel größer als nichts ist der wundersame Wal, den Künstler Sascha Vernik an den Plafond gepinselt hat.

Bewertung Alexander Bachl

Essen 42 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 81 von 100
€€

rien
Michaelerplatz 2
1010 Wien
www.rien.at

Alexander Bachl
Alexander Bachl
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