Bachls Restaurant der Woche: Edvard
Die Aufmerksamkeit war gewaltig, als Anfang 2023 im Dachgeschoß des Parlaments plötzlich aufwendigst gekocht wurde, aber nach bereits acht Monaten war Schluss mit dem Abendprogramm.
Während im »Kelsen« mittags Bodenständiges auf die Teller kam, fabrizierte Paul Gamauf abends detailverliebtes Fine-Dining. Wahrscheinlich ein Geburtsfehler des »Kelsen«: Die Gäste vermuteten hoch droben zum Essen auch noch einen spektakulären Blick über Ring, Volksgarten und Regierungsviertel. Stattdessen schaute man auf – gar nichts. Wie auch immer, nach acht Monaten war Schluss mit dem Abendprogramm, das »Kelsen« konzentriert sich fortan aufs Tagesgeschäft und die Abgeordneten-Verpflegung.
Doch Gamauf hatte Glück – genau drei Straßenbahnstationen weiter war für genau diese Art von Küche eine Stelle frei. Im noch bis Februar 2024 als »Kempinski« geführten Hotel suchte man für das »Edvard« einen Koch, der den Michelin-Stern verteidigen konnte.
Die Übung dürfte gelungen sein. Die Highlights des Menüs (fünf bis neun Gänge, 128 bis 198 Euro), das ohne Schwächen serviert wird: Lamm mit Kapern und Jasmin – scharf angebratenes Filet, eingemachter Rettich, dezenter Jus mit Jasminöl, frittierte Kapern und Lammgrammeln sorgen für Crunchigkeit. Oder hochelegant und vegetarisch: Ravioliteig adrett in Mosaikform gewalzt, darin eine Art Tartar aus Erdäpfeln und Eierschwammerln, dazu Dashi. Optisch grau, geschmacklich top: Haferrisotto mit eingelegten und frischen Steinpilzen, dazu Salbei-Petersilien-Pesto. Und dann in Maispanko paniertes Wildschwein mit allerlei vom Mais und Mirabellen-Chutney sorgt für einen Deut Frische. Die enden wollende Nachfrage in diesem ruhigeren Abschnitt des Ringes hat sich die Küche hier weiterhin nicht verdient.
INFO
Edvard
Schottenring 24
1010 Wien
T: +43 1 2361000-8082
kempinski.com
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