Beim Opernball sind nicht nur Darbietungen und Gäste exquisiter Natur: Die Kulinarik österreichischer Solisten spielt erste Geige.

Beim Opernball sind nicht nur Darbietungen und Gäste exquisiter Natur: Die Kulinarik österreichischer Solisten spielt erste Geige.
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»Wenn Musik der Liebe Nahrung ist…«: Die kulinarischen Highlights des Opernballs

Vom schicken Schinken bis zum Walzer-Würstel: Auch dieses Jahr warten zahlreiche genussvolle Höhepunkte auf die Ballbesucher. Darunter lieb gewonnene Klassiker – und spannende Neuerungen.

»Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter!«, heißt es direkt in der ersten Szene von Shake­speares »Was ihr wollt«. Dabei handelt es sich zwar nicht um eine Oper, aber dass musikalischer und lukullischer Genuss am besten gemeinsam serviert werden, um sich in fast ekstatische Höhen emporzu­schwingen, wusste eben auch schon der englische Dichter. Vor allem in einer kulturaffinen Kulinarik-Hochburg wie Wien lassen Prestigeveranstaltungen Großes erwarten – und was hätte mehr Prestige als der Opernball? Gemeinsam mit renommierten Künstlern der Opernszene, exquisiter Couture aus Österreich (heuer etwa von Alexandra Gogolok-Nagl aus Wien, Maiken Kloser aus Vorarlberg und Marlen Sabetzer aus der Steiermark) und dem traditionellen Medientrubel spielen Speis und Trank hier die erste Geige.

Im 66. Veranstaltungsjahr feiert nicht zuletzt einer der ältesten Partner des »Balls aller Bälle« ein Jubiläum. »Gerstner« zeichnet seit mittlerweile 155 Jahren für die Ver­pflegung durchtanzter Nächte verantwortlich und spannt auch heuer den Bogen zwischen Tradition und zeitgenössischer ­Variation. 272 der mehr als 7000 am Opernring anwesenden Personen sind exklusiv dafür zuständig, feine Speisen in 139 Logen, an 267 Tischen und elf Buffets zu servieren.

Gerstner steht für besten Geschmack, erlesene Qualität, Perfektion und höchste Kompetenz. Die Wiener Staatsoper vertraut bereits seit 1869 auf diese Kompetenz.

... sagt Herbert Fuchs, Geschäftsführer der GMS Gourmet GmbH, zu der auch die traditionsreiche Marke »Gerstner« gehört. Besonders Nachhaltigkeit spiele bei der Wahl der Speisen eine immer größere Rolle, weshalb es auch ein wachsendes vegetarisches und veganes Angebot mit Zutaten von österreichischen Lieferanten gebe. Dass beim Wiener Ball-Aushängeschild schlechthin mittlerweile der ökologische Gedanke und pflanzenbasierte Angebote ein Solo bekommen, ist dabei ebenso überraschend wie erfreulich.

»Gerstner« beliefert bereits seit 1869 den Wiener Opernball mit feinsten Speisen. Auch das vegetarische und vegane Angebot wird immer größer.
© Aaron Jiang
»Gerstner« beliefert bereits seit 1869 den Wiener Opernball mit feinsten Speisen. Auch das vegetarische und vegane Angebot wird immer größer.

Schicker Schinken

Langweilig wird’s natürlich trotzdem nicht: Sandwiches mit Brie de Meaux, Walnuss und Traube oder veganer Linseneintopf mit frischen Kräutern klingen genauso fein wie Roastbeef und Vulcano-Schinken oder auch das klassische Würstel in verschiedenen Varianten. Aber dazu später mehr. Abgerundet wird mit Fines de Claires und Kaviar, letzterer lässt sich einfach nicht gut ins Veggie-Alphabet übersetzen.

Beim Hofzuckerbäcker stehen ohnehin die süßen Versuchungen im Fokus: Erdbeere im Frack drüber, Pariser Spitz dazu, fertig ist das Ballmenü! Heuer ganz besonders: die »Opern«-Petit-Fours mit Nougat und Pistazie, mit denen die lange Zusammenarbeit zelebriert wird. Da hat man gleich Mozart im Ohr. 

Walzer-Würstel

Zwar nicht zum 155., aber immerhin schon zum fünften Mal dabei ist das Team von »Ströck«, das an der »Feierabend«-Bar eine ähnliche Speisekarte feilbietet. Würstel von der »Schinkenmanufaktur Thum«, Bio-Handsemmeln, Kittseer Holzofenbrot mit Rote-Rüben-Hummus, Beinschinken oder Lachs. Und wer gar völlig entkräftet am Tanzparkett liegt, kann sich an einem Erdäpfelgulasch gütlich tun. Zum Nachtisch gibt’s das »Ströck«-Aushängeschild: Faschingskrapfen. Wer diese in der »süßen Kurve« verpassen sollte, bekommt ein flaumiges Jour-Exemplar für den hoffentlich nicht so kurvigen Heimweg.

Was auf keinen Fall fehlen darf, sind die bereits erwähnten Opernballwürstel, zum Beispiel in der »Sacher«-Variante mit Senf, Kren und Überlänge. Die sind eben genauso wenig wegzudenken wie die weißen Kleider der Debütantinnen.

Eine feste Größe im Opernball-Reigen: 
die Köstlichkeiten des ikonischen »Schwarzen Kameels«.
© Philipp Lipiarski
Eine feste Größe im Opernball-Reigen: die Köstlichkeiten des ikonischen »Schwarzen Kameels«.

Keine Experimente

Nach so vielen köstlichen Kohlehydraten und Fleisch als Unterlage gilt dann: Bühne frei für Sprudel, Wein und Cocktails! Bestes gibt’s wieder von Wiener Nachtgastro-Juwelen wie dem »Kleinod«, das neben Perlen von Champagne Bollinger (Special Cuvée und Rosé) vor allem mit maximaler Umdrehung aufwartet. Besonders gut: der Pornstar Martini, der in den letzten Jahren wohl das Comeback der Dekade feierte, French 75 oder auch ein Earl Grey Fizz für alle, die zwar Koffein, aber keinen Espresso Martini im Glas haben möchten. Falls man es ganz eilig hat: einen »Lava Lampe«-Shot – und schon sind alle Lampen an. Same procedure as every year. 

Wer nach ausgewiesenen Schaumwein-Spezialisten sucht, sollte auch die Händler »Kate & Kon« nicht verpassen. Die bieten zwar exakt das an, was sie im vergangenen Jahr auch schon auf der Karte hatten – aber aus gutem Grund:

Wir halten es mit dem Satz, den Konrad Adenauer gesagt haben soll: ›Keine Experimente‹. Wenn was gut angenommen wird, gibt es keinen Grund, etwas zu ändern oder auch nur zu ergänzen.

... erklärt Inhaberin Katharina Wolf. Neben erlesenen Prestigechampagnern, darunter La Grande Année und R. D. von Bollinger, wird exklusiv importierter Gold Selection Caviar angeboten. »Und dann ist da auch noch der Ayala Brut Majeur – ein ›Brut brutal brillant‹. Den muss jeder getrunken haben. Und dafür sorgen wir«, sagt Wolf. Versprechen oder Drohung? Ganz gleich, wenn es um etwas so Vorzügliches geht.

Die »Eden Bar« ist neu dabei

Einen Newcomer gibt’s aber auch: Als wohl hochkarätigste kulinarische Debütantin des Abends dürfen wir an dieser Stelle die »Eden Bar« vorstellen. Das Parterre der Staatsoper wird dafür erstmals umgestaltet, um der einmaligen »Eden«-Atmosphäre Rechnung zu tragen. Kredenzt wird, neben dem obligatorischen Champagner und Schaumweinen von Schloss Gobelsburg, der »Franz Mule« aus Wiener Wermut, Limoncello und Ginger Beer. »Diesen Drink sollte man sich nicht entgehen lassen«, findet auch Geschäftsführer Patrick Sit.

Die »Eden Bar« feiert heuer ihr Debüt. Erstmals wird dafür ein Teil des Hauses umgebaut, um die einzigartige Atmosphäre in die Oper zu transportieren.
Foto beigestellt
Die »Eden Bar« feiert heuer ihr Debüt. Erstmals wird dafür ein Teil des Hauses umgebaut, um die einzigartige Atmosphäre in die Oper zu transportieren.

Und damit sich die High Society ganz zu Hause fühlt, gibt’s traditionellerweise auch Speis und Trank vom »Schwarzen Kameel«, alles »dell’Italianità«. Der Opernball-Negroni kommt mit Tramezzini Venezia oder auch Schwarzbrotsandwiches, Canapés »de luxe«, Fächer-Polonaise und den angeblich »besten Punschkrapfen der Welt«, wie »Kameel«-Inhaber Hans-Jürgen Serloth erklärt.

Und wenn es eines gibt, das in Wien seit Jahrhunderten kaum mehr zu verbessern ist, dann ist es wohl die Heurigenkultur. Die ist in Form des Weingutes Wieninger zu Gast in der Staatsoper. Zu verkosten gibt es biodynamische Weine der besten Wiener Rieden und Bio-Schmankerln wie Bergkäse aus dem Paznauntal, Hauswürstel aus Lienz oder Wachauer Weckerln. »Wie der Opernball verstehen auch wir uns als Botschafter für die Wiener Kultur und tragen diese mit unseren Weinen in die ganze Welt hinaus«, sagt Sigi Machatschek von der Buschenschank »Wieninger am Nußberg«. Ein Highlight, das man seiner Meinung nach keinesfalls verpassen darf: die selbst gemachten Aufstriche. Allen voran der Liptauer, der so gut ist, dass er sogar der britischen BBC eine Geschichte wert war. Na, wenn das keine Kulturbotschaft ist.

Pink Floyd und das Meer


Der Blumenschmuck steht heuer ganz im Zeichen einer besonderen Rose.

Das Auge isst bekanntlich mit. Und deswegen servieren wir als letzten Gang den – als Geheimnis vorab stets gut gehüteten – Blumenschmuck. Front and center steht heuer eine besondere Rose namens, Sie erahnen es, »Pink Floyd«, die mindestens so hypnotisch ist wie die ikonische Band. Es handle sich um »eine Blume von beeindruckender Schönheit und Tiefe, die Bewunderung und Eleganz symbolisiert«, erklärt Emil Doll von »Dolls Blumen« die Wahl, die gemeinsam mit Event-Profi Maryam Yeganehfar vom Opernball-Komitee getroffen wurde.

»Neben der ›Pink Floyd‹-Rose setzen wir auf eine sorgfältig ausgewählte Mischung aus Ranunkeln, Wicken und Anthurien. Diese Kombination ermöglicht es uns, eine reiche Palette an Emotionen und Bedeutungen zu vermitteln, die perfekt zum Ambiente des Opernballs passen«, so Doll. Kurzer Exkurs: Pinke Rosen werden mit Anerkennung in Verbindung gebracht, während Ranunkeln Attraktivität und Anziehungskraft nachgesagt werden. Es wird also auf respektvolle Art und Weise flirty, Wicken stehen nämlich für Zweisamkeit und Anthurien für Stärke, Eleganz und Exotik. Aufregend!

Das gesamte Arrangement soll zu einem modernen, asymmetrischen Meer warmer Pinktöne erwachsen, ganz ohne die vermeintlich ablenkenden grünen Blätter, auf die heuer bewusst verzichtet wird. »Dieser Ansatz steht im Kontrast zum letzten Jahr und hebt die Farbpracht und Vitalität der Blüten hervor. Es war unser Ziel, ein kräftiges Blütenmeer zu schaffen, das den Raum mit Leben und Farbe füllt«, heißt es. Und was könnte einen Raum mit Leben und ein Leben mit Farbe besser füllen als ein fulminanter Ball …

Die Räume der Staatsoper verwandeln sich am Ballabend in ein Meer erlesener pinkfarbener Blüten.
© Doll‘s Blumen
Die Räume der Staatsoper verwandeln sich am Ballabend in ein Meer erlesener pinkfarbener Blüten.

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Erschienen in
Opernball Special 2024

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Fee Louise Schwarz
Fee Louise Schwarz
Digital Redakteurin
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