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Guide Michelin Deutschland 2024: Neuer Sternerekord

Trotz turbulenter Zeiten überrascht der aktuelle Guide Michelin mit einem Rekord von 340 verliehenen Sternen – darunter einige bemerkenswerte Neuzugänge. Ein Überblick.

Steckt die Sternegastronomie in einer Krise? Dieser Eindruck kommt nicht von ungefähr. Schaut man sich die Entwicklungen der letzten Monate, die zahlreichen Schließungen und neu etablierten Konzepte an, scheint es der Branche auf den ersten Blick nicht besonders gutzugehen. Doch die neue Ausgabe des Guide Michelin für Deutschland beweist nun eindrucksvoll das Gegenteil. 340 Sterne wurden in diesem Jahr vergeben – so viele wie nie zuvor in der Bundesrepublik. Damit übertrifft die diesjährige Ausgabe den Rekord des letzten Jahres um sechs Sterne.

Dabei stand das vergangene Jahr wirklich unter keinem guten Stern. Die Schließungen, insbesondere in der Hauptstadt, sowie die Abwendung von Fine-Dining-Konzepten hin zu erschwinglicheren Angeboten und die allgegenwärtigen wirtschaftlichen Herausforderungen ließen dunkle Wolken über dem kulinarischen Himmel hierzulande aufziehen.

Umso bemerkenswerter sind daher die aktuellen Ergebnisse des Guide Michelins. Ein Überblick.

Die wichtigsten Fakten und Zahlen

In diesem Jahr war Hamburg die offizielle Gastgeberstadt der Sterneverleihung. Dort, in der ältesten Handelskammer Deutschlands, wurden die begehrten Sterne an Deutschlands Gastronominnen und Köche verliehen.

 

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Wieder ein neuer Rekord: 2024 wurden noch mehr Sterne verliehen als im Vorjahr. Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Bedingungen für die deutsche Gastronomie zeichnet der Guide Michelin insgesamt 340 Restaurants mit Sternen aus – sechs mehr als noch 2023. Darunter erhielt eines die begehrte 3-Sterne-Auszeichnung, drei Restaurants stiegen in die 2-Sterne-Liga auf und 32 Restaurants wurden mit einem Stern ausgezeichnet.

Neues 3-Sterne-Restaurant: Edip Sigl vom Restaurant »ES:SENZ« in Grassau, in Oberbayern, hat eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt: Vor zwei Jahren noch mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet, ist das Restaurant im Hotel »Das Achental« nun an die Spitze der internationalen Gastronomie aufgestiegen. Damit ist das Restaurant das einzige neue Drei-Sterne-Lokal am deutschen Gastro-Himmel. Mit seiner kontrastreichen und zugleich harmonisch umgesetzten kreativen Küche sorgt Edip Sigl bei Gästen sowie Inspektoren für Begeisterung.

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Niveau gehalten: Mit insgesamt 50 Restaurants im Zwei-Sterne-Bereich konnte das hohe Niveau gehalten werden. Drei neue Restaurants dürfen sich in diesem Jahr über einen zweiten Michelin-Stern freuen. Für das »KOMU« in München hielt die diesjährige Michelin Sterneverleihung sogar eine besonders erfreuliche und gleichzeitig absehbare Überraschung bereit. Umso überraschender, als nicht Küchenchef Christoph Kunz die Bühne betrat, sondern sein Souschef Max. Der wegen Krankheit verhinderte Kunz wurde kurzerhand angerufen: »Es ist völlig unbeschreiblich, wahnsinnig«, sagt er über Lautsprecher. Kunz schaffte schon kurz nach seiner Neuaufnahme in den Guide direkt den Sprung in die 2-Sterne-Liga, nachdem er das »Alois – Dallmayr Fine Dining« 2022 verließ, um sich mit dem »KOMU« selbständig zu machen.


Die neuen Zwei-Sterne-Restaurants im Überblick


32 neue Restaurants wurden bei der diesjährigen Präsentation des Guide Michelins Deutschland in den Rang der Ein-Sterne-Lokale aufgenommen: Neben Altbekannten, wie die »Residenz Heinz Winkler« in Aschau im Chiemgau oder dem »Schwingshackl ESSKULTUR« steigen so auch das »St. Andreas« im sächsischen Aue - Bad Schlema, das von zwei Brüdern geleitet wird, das Sylter »Tipken’s by Nils Henkel«, das Berliner »hallmann & klee«, das Stuttgarter »Zur Weinsteige«, das Lindauer »KaRRisma«, das Nürnberger »Wonka« sowie das Düsseldorfer »Zwanzig23 by Lukas Jakobi« in den Gastro-Himmel auf.

Doppelte Sternepower: Das Freiburger »Jacobi« wurde, nach der kürzlichen Aufnahme in den Guide, auf Anhieb mit einem Stern und zusätzlich mit dem Grünen Stern für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Neben dem hohen kulinarischen Niveau und der kreativen Küche zeichnet sich das Restaurant besonders durch seine strikt regionale Ausrichtung aus.


Die neuen Ein-Sterne-Restaurants im Überblick

Hamburg funkelt: Die Stadt an der Alster darf sich über gleich drei Neuzugänge mit einem Stern freuen: das »Atlantic Restaurant«, das »Petit Amour« und »The Lisbeth«. Damit führt sie die Rangliste der Städte mit den meisten neuen Auszeichnungen in diesem Jahr an.

Die 15 neuen Bib-Gourmand-Adressen wurden schon eine Woche vor der Verleihung bekanntgegeben. Sie zeichnen sich durch ihr bemerkenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Die Anzahl ist jedoch auf nun insgesamt 199 Bib-Gourmand-Restaurants geschrumpft.

Die Bib-Gourmands im Überblick

10 neue Grüne Sterne: Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Gastronomie wächst konsequent weiter. Das zeigt auch die Verleihung von insgesamt zehn neuen Grünen Sternen, die seit ihrer Einführung im Guide Michelin Deutschland 2020 die umwelt- und ressourcenschonende Arbeitsweise der Gastronomen würdigen. Damit steigt die Zahl der Grünen Sterne auf insgesamt 77.


Die neuen Restaurants mit Grünem Stern im Überblick

Die Sonderehrungen im Überblick

Auch in diesem Jahr wurden drei Awards als Würdigung besonderer Professionals verliehen: Über den Award »Mentor Chef« darf sich Sven Elverfeld aus dem langjährigen Drei-Sterne-Restaurant »Aqua« in Wolfsburg freuen. Sein Erfolgsgeheimnis: sein Team. »Egal wo man ist, man arbeitet nie allein. Es muss ein Teamgedanke dabei sein, sonst funktioniert es vorne und hinten nicht«, erklärt er auf der Bühne in der Handelskammer.

Über den »Young Chef Award« durfte sich derweil Cédric Staudenmayer aus dem Restaurant »Cédric« in Weinstadt freuen. Keine Geringe als die Preisträgerin aus dem letzten Jahr, Alina Meissner-Bebrout, überreichte dem gerade einmal Mitte-20-Jährigen Küchenchef den Award. Staudenmayer begeistert mit einer regional-saisonal beeinflusster modernen Küche.

Die Auszeichnung als Sommelier des Jahres erhielt in diesem Jahr Stéphane Gass vom Drei-Sterne-Restaurant »Schwarzwaldstube« in Baiersbronn.

27 gestrichene Sterne: Durch zahlreiche Restaurantschließungen mussten insgesamt 27 (ehemalige) Restaurants im Guide Michelin 2024 ihren Sternen Lebewohl sagen. Während das »Falco« in Leipizig und das »The NOname« in Berlin ihre Türe schlossen, müssen sich andere Top-Adressen von ihrem Status als Sterne-Restaurant verabschieden, darunter das Heidelberger »Hirschgasse – Le Gourmet«, das Ulmer »Siedepunkt«, das »PHOENIX« in Düsseldorf, das Kölner »Alfredo«, das »Gotthardt's« in Koblenz, das »Marly« in Mannheim, sowie »Das Maximilians« in Oberstdorf.

Von Drei auf Null: Nach den Skandal-Enthüllungen um Christian Jürgens verliert das »Restaurant Überfahrt« am Tegernsee seine drei Sterne auf einen Schlag. Die Neueröffnung des Restaurants mit Küchenchefin Cornelia Fischer ist für Sommer 2024 geplant.

Ein Stern trotz Abkehr vom Guide Michelin: Das ehemalige Zwei-Sterne-Restaurant »Le Moissonnier« in Köln um Patron Vincent Moissonnier hatte erst Mitte letzten Jahres seine Türen geschlossen, um zwei Monate später als gemütliches französisches Bistro wiederzueröffnen. Doch diesmal ohne Druck und ohne Sterne. Nun zeichnet der Guide Michelin das französische Bistro, gegen den Wunsch des Gastronomen, mit einem Stern aus.


Alle Restaurants mit gestrichenen Sternen im Überblick

  • Restaurant Überfahrt, Rottach-Egern
  • Le Moissonnier, Köln
  • Falco, Leipzig
  • Richard, Berlin
  • The Noname, Berlin
  • Cordo, Berlin
  • s'Äpfle, Bodman-Ludwigshafen
  • Hirschgasse - Le Gourmet, Heidelberg
  • Gasthaus zum Raben, Horben
  • San Martino - Gourmet by Jochen Fecht, Konstanz
  • Marly, Mannheim
  • SIEDEPUNKT, Ulm
  • zeit|geist, Weingarten Kreis Karlsruhe
  • Das Maximilians, Oberstdorf
  • Schwingshackl ESSKULTUR Gourmet, Bad Tölz
  • Gutshaus Stolpe, Stolpe
  • Genießer Stube - Daniel Raub, Friedland
  • der Schneider, Dortmund
  • DR.KOSCH, Düsseldorf
  • PHOENIX, Düsseldorf
  • Schloss Loersfeld, Kerpen
  • Alfredo, Köln
  • Landhaus Köpp, Xanten
  • Gotthardt's, Koblenz
  • Alte Pfarrey, Neuleilingen
  • Restaurant Urgestein, Neustadt an der Weinstraße
  • Restaurant 1797, Panker

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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
Marie von Ow-Wachendorf
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